Zauberpiccolo
Bewertung: 2 Punkt(e)
Ein zweifüßiges Flötenregister der Orgel, von dem es wie so oft nur noch wenige gelistete klingende Beispiele gibt, so in der King George's Hall, Blackburn und der Royal Festival Hall, London. Orgeln sind stärker als andere Instrumente Schwankungen des Zeitgeists unterworfen und oft stirbt mit einem Orgelbauer auch die Kenntnis über eine bestimmte Mixtur, einen trickreichen Mensurschnitt, die Kopplung der Rauschpfeife, geht ein kunstvoller Kniff zur Volumenanhebung des Magazinbalgs mit in die Grube, und nach einigen Jahrzehnten ist die Orgel dann, Gott sei's geklagt, meist sanierungsbedürftig von all dem Kerzenruß, dem Weihrauchdampf, dem feuchten Christenatem, der nächste Orgelbauer macht sich ans Werk und das große Aufräumen beginnt: »Scharfpfeife? Braucht kein Mensch! Lieblichgedackt? Raus damit! Kleinschreier will kein Mensch hören, Dulcianregal ist abgefrühstückt... Bärpommer? Trichterflöte? Spitzgeigen? Schwiegeldiskant? Hallo?* Die Zeit verlangt nach Euphonium und Labialklarinette, Großnasat und Sanftbass! Raus mit dem alten Plunder!« Und er macht sich ans Werk und schon muss man wieder 10 Kilometer weiter fahren, um eine Orgelfantasie von Buxtehude in angemessener Registrierung zu hören. Orgelbauer sein ist Stress. Orgelfreund sein manchmal auch.
*Man merkt hieran, was für ein trendiger Orgelrestaurator hier am Werk ist; die unangenehme Inflationierung des fragenden Hàlló? wurde bereits an anderer Stelle gegeißelt.