WirMüssen-undWirWerden
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WirMüssen-undWirWerden - die Lieblingsphrase unserer Politiker und insbesondere unserers ungefärbten Bundeskanzlers - oder sollte ich sagen unseres obersten Schauspielers? Eine Phrase so effizient wie nichtssagend und daher ein Meisterwerk modernen Marketings. Die Verbindung des in der Zukunft notwendigen, aber dennoch nur vage möglichen - das Müssen - mit dem künftig sicheren - dem Werden - erweckt beim Zuhörer den Eindruck: Was zu tun ist, wird sicher getan - so sicher wie morgen die Sonne wieder aufgehen wird, so sicher wird werden, was heute noch muß. Das ganze wird durch die rethorisch geschickte Pause vor dem »und« in seiner Wirkung sehr verstärkt, wobei diese Pause immer von einer von rechts nach links wechselnden Blickrichtung begleitet ist und die betonende Wirkung der Pause durch einen damit einhergehenden bedeutungsvollen Augenaufschlag und ein zustimmendes Nicken abermals verstärkt wird, an das sich ein Niedersinken des Blickes auf das vorliegende Manuskript unter gleichzeitigem sanften, aber dennoch beherzten Zurechtrücken desselben anschließt.
Diese ausgefeilte Phrase in Verbindung mit der entsprechenden Körpersprache läßt sich dann in jedem beliebigen Zusammhang verwenden:
WirMüssen-undWirWerden die Arbeitslosenzahlen herabsetzen.
WirMüssen-undWirWerden die innere Sicherheit gewährleisten.
WirMüssen-undWirWerden die Sozialsysteme reformieren.
Das ganze funktioniert natürlich auch völlig sinnentleert und bekommt damit einen noch vehementeren Ausdruck, wobei man darüber streiten kann, ob die ebenso gern verwendete Phrase im letzen Halbsatz die Wirkung abermals verstärkt oder ob eine Phrase die Wirkung einer anderen verwässert:
WirMüssen-undWirWerden in angemessener Weise und zur Zufriedenheit aller beteiligten Interessen zu einem Konsens kommen, aber dennoch unmißverständlich und nachhaltig, nicht nur reagieren, sondern agieren.