Werkstatt
Bewertung: 3 Punkt(e)Als mir kürzlich ein Abblendlicht am Auto den Dienst versagte und ich mich nicht um eine Reparatur kümmerte, in der ruhigen Überzeugung, schließlich noch ein zweites zu haben, kam es drei Tage später wie es kommen musste, der zweite verabschiedete sich ebenfalls eines späten Abends 70 Kilometer von zu Hause entfernt. Das führte zu der gerüchteweise eigentlich schon immer erfahrenen Erkenntnis, dass ein doppelseitiges Standlicht auf der unbeleuchteten Autobahn im Prinzip so gut wie gar kein Licht ist und man nur als Lichtschmarotzer gefahrlos voran kommt, indem man sich hinter ein Fahrzeug mit dem Vorzug funktionierender Abblendlichter klemmt. Für die diversen Lichthupen und akustischen Hupen, die mich während der Fahrt freundlich aufzumuntern suchten, wollte ich mich dann am nächsten Morgen schnell bedanken, indem ich mir in der Werkstatt auch wieder eine ordentliche Beleuchtung zuzulegen vornahm. Nach der Anmeldung undsoweiter trat ich in der Werkstatthalle einem Mechaniker gegenüber, der mich mit der Miene überlegenen technischen Wissens mit einer Sonde in der Hand begrüsste, die über ein Kabel mit einem flimmernden Oszillographen verbunden war. »Beide Abblendlichter hin«, meinte ich. Er sah mich etwas enttäuscht an und legte seinen Messfühler in eine offensichtlich dafür vorgesehene Arretierung und öffnete die Motorhaube. Beim Blick auf die innen liegende Scheinwerferabdeckung schien sich seine Laune zu verschlechtern. Er ging zweimal hin und her, blickte anscheinend suchend in ein nebenstehendes Regal, fand aber nichts, stöhnte kurz auf und beugte sich dann in den Motorraum hinein, griff mit beiden Händen die erste Scheinwerferabdeckung, versuchte mit den Fingern irgendwie unter sie zu gelangen, und begann mit zunehmendem Kraftaufwand zu ziehen, zu biegen, zu drehen, zu pressen und zu brechen. Er zitterte vor Anstrengung so sehr am ganzen Leib, dass man ihm eine dicke Eisenstange geben mochte, mit der er die blöde Karre hätte kurz und klein hauen können, während man selbst mit dem Trennschneider einmal quer von oben nach unten die Kiste unter gröhlendem Jubelgeschrei in zwei nutzlose und fahruntaugliche Hälften hätte zerlegen können. Danach hätten wir uns noch gemeinsam ein Bierchen vor dem Schrotthaufen zischen können, bevor ich zufrieden bezahlt hätte und nach Hause gegangen wäre: »Tja, Reparatur hat sich nicht mehr gelohnt, ich hab' ihn gleich dagelassen.«