Wathose
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Eine (leider) nicht ganz wahre Geschichte...
Kalt weht der Westwind über DIE INSEL an diesem Morgen im April. Insider wissen längst wovon ich spreche: ich bin zu einer unwirklichen Zeit auf der Nordseeinsel Sylt mit zwei Freunden unterwegs.
Für den heutigen Tag ist eine schon länger geplante Wattwanderung besonderer Art angesagt. Die Wathosen liegen dazu im Kofferraum meines Wagens bereit und alles läuft prima, während ich auf den schmalen Straßen zum Deich unterwegs bin. Das heißt, halt: etwas ist schiefgelaufen: Hans und Peter, die mich begleiten wollten, liegen mit einer schweren Erkältung im Bett und so kommt es, daß ich allein unterwegs bin. Nach kurzer Fahrt erreiche ich den Parkplatz am Deich.
Im Kofferraum finde ich anschließend das Sammelsurium an Ausrüstung. Langsam ziehe ich meine
Schuhe aus und schlüpfe in meine hohe Helly-Hansen Wathose aus Gummi. Anschließend gehe ich los. Kaum habe ich die Deichkrone betreten, da fallen mir zwei Mädels auf, die an der Wasserseite des Deichs auf dem befestigten Weg am Watt stehen und sich angeregt unterhalten. Beim zweiten Blick stelle ich enttäuscht fest, daß keine der gutaussehenden Frauen Gummistiefel trägt. Schade. Ich verlasse die Deichkrone und setze meinen Weg in Richtung Watt fort.
Unterschwellig vernehme ich plötzlich ein leises Kichern aus Richtung der Mädels wahr. Spontan drehe ich mich um und stelle fest, daß sich die beiden offensichtlich angeregt über mich unterhalten. Um den Grund für die Heiterkeit zu erfahren, entschließe ich mich, auf die beiden zuzugehen. „Hallo ihr zwei! Darf man den Grund für euer Heiterkeit erfahren ?» In der folgenden kurzen Ruhepause, ich habe die beiden offensichtlich etwas aus der Fassung gebracht, habe ich Gelegenheit, mir die Mädels genauer anzusehen. Beiden sind groß und schlank. Der augenfälligste Unterschied zwischen den beiden ist die Haarfarbe. Die Linke hat dunkelblondes Haar, hinten zu einem Zopf geflochten, während die Rechte schwarze, lange Haare hat. „Wir fragten uns, was du denn da an hast und wozu ?«, sagt nach kurzem Zögern die Blonde. „Ist der Anzug dicht ?», ergänzt etwas schüchtern die Schwarzhaarige. „Diesen ‘Anzug’ nennt man Wathose und sie ist bis zur Brust hoch absolut wasserdicht«, antworte ich. „Damit kann man weit in das Watt hinausgehen und auch Priele [das sind Wasserläufe, die auch bei Ebbe nicht völlig leerlaufen] durchqueren.» „Aha, du meinst man kann damit viel weiter raus gehen als ich mit normalen Gummistiefeln, interessant.« Offensichtlich interessiert sehen sich die beiden meine Wathose jetzt genauer an. „Ich heiße übrigens Tanja», sagt die Blonde. „Und ich Stefanie«, meint anschließend die Schwarzhaarige.
Irgendwie genieße ich es, mit der Wathose im Mittelpunkt zu stehen, doch jetzt ist es Zeit zum Aufbrechen. Schade, daß... Doch halt: ich habe ja noch die zwei Wathosen meiner Freunde im Auto. Sie hätten bestimmt nichts dagegen, wenn ich Tanja und Stefanie... Vielleicht klappt’s ja?
„Tanja, Stefanie hättet ihr nicht Lust mich ins Watt zu begleiten?» „Ja, aber du siehst ja«, antwortet Tanja, nachdem sie einen kurzen Blick mit Stefanie ausgetauscht hat, und sieht die Hosenbeine entlang zu ihren Freizeitschuhen und anschließend an meiner Wathose hoch, was mir ein stilles Lächeln entlockt. „Ich hatte geplant, die Tour mit zwei Freunden zu manchen, die sind krank geworden, aber dadurch habe ich noch zwei Wathosen im Auto. Wenn ihr also bereit seit... Der Wagen steht gleich da hinten hinterm Deich.» „Alles Klar, dann kommen wir mit. Ich bin schon auf meine Wathose gespannt.« „Die beiden Wathosen haben Größe 41 bzw. 42.» „Paßt perfekt, ich habe Größe 41«, sagt Tanja. „Und ich Größe 40, dann sollten wir beide eine Größe größer tragen», meint Stefanie. „Kein Problem, das paßt schon.« Gemeinsam gehen wir die kurze Strecke zum Auto zurück.
Am Auto angekommen habe ich kaum den Kofferraum geöffnet, da stürzt sich Tanja schon auf die beiden, sorgfältig eingepackten Wathosen. Mit den Worten, „das ist meine», entrollt sie schließlich die größere von beiden. Mit den Worten „fühlt sich echt gut an« streicht sie über das noch fast neue Gummi der Wathose, die übrigens vom gleichen Typ wie meine ist. Langsam zieht Tanja ihre Laufschuhe aus und schlüpft, Zentimeter um Zentimeter tiefer in die Wathose hinein. Jetzt hat sie beide Füße sicher in den Schuhen und beginnt, die Hose hochzuziehen. Mehr und mehr verschwindet ihr junger Körper hinter der glänzend-weichen Oberfläche aus Gummi. Ein leichter Gummigeruch liegt in der Luft. Tanja scheint es sichtbar Spaß zu machen, sich in ihr Outfit zu begeben, sie kostet die Momente sichtlich aus. Schließlich gebe ich ihr die Träger und sie befestigt sie an den Ösen der Hose. „Paßt wie angegossen, und schau mal wie hoch die ist», mit diesen Worten streift Tanja mit der Hand über das Oberteil ihrer Wathose ,die sich hoch bis zu ihren Schultern erstreckt. Ich trete einen Schritt näher und als ich neben ihr stehe stelle ich fest, daß unsere Wathosen fast genau gleich hoch sind. „Gut für das, was noch kommt«, denke ich bei mir und wende den Blick jetzt Stefanie zu. Auch sie hat, wenn auch mit weniger sichtlichem Vergnügen, die Wathose angezogen, die allerdings nicht ganz so hoch reicht, wie Tanjas.
„Alles Klar?» „Ok!« „Dann los..." Mit diesen Worten setzt sich die ungewöhnliche Wandergruppe in Bewegung. Unbemerkt von den beiden Mädels habe ich dabei noch ein Seil in meinen kleinen Rucksack eingepackt, man weiß ja nie... Guten Mutes und fröhlich plaudernd erreichen wir nach wenigen Minuten das Watt...