Unfallmeldung
Bewertung: 4 Punkt(e)Als mein Vater 1971 meine Großmutter tödlich vor den Baum fuhr und auch ich auf dem Rücksitz befindlicher Strops für zwei Wochen mit einer Reihe von Blessuren ins Krankenhaus musste, war es für mich ein großer Trost, eine exakte Schilderung des Unfallhergangs in Form einer einspaltigen Zeitungsmeldung lesen zu können. Der distanziert und doch wichtig klingende Artikel befriedigte zugleich meine Eitelkeit und relativierte den ganzen Vorgang durch seine Eingebundenheit in eine Vielzahl anderer, gleichwertig erscheinender Schicksale. Seither empfinde ich die Zeitungslektüre anders als etwa Radiomeldungen stets als eine Quelle des Trostes, die Druckerschwärze als Lethe, die eventuell aufbrandende Synchronizitätspanik ebenso wie einen fatalistischen Solipsismus relativiert.