Tyrann
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Der Tyrann war einmal eine soziale Notwendigkeit. Als sich im Mittelmeerraum die Stammessiedlungen zur Stadt (Polis) entwickelten, war politische Führung gefragt. Was den Griechen der Tyrannos, war den Römern der Rex. In dieser Königszeit entwickelten sich dann die Familien zu Clans, deren Oberhäupter für sich selbst Anteil an der Macht verlangten. Schließlich wurden die Könige abgesetzt und die politische Macht in Verfassungen geregelt. Es wurden Beamte eingesetzt, die der versammlung der Clansoberhäupter rechenschaftspflichtig waren. In Rom hieß diese Versammlung Senat. Mit der Zeit veränderte sich natürlich auch die Zusammensetzung des Senates. In Rom wurden diejenigen Senatoren, die ein öffentliches Amt innegehabt hatten. Voraussetzung für ein Amt war, dass man aus einem »noblen« Clan stammte, und die nötigen Ausgaben zur Verrichtung des Amtes mit eigenen Mitteln bezahlen konnte. Natürlich versuchten diese Beamten, diese Kosten durch Bestechungsgelder und sonstige Einnahmen wieder hereinzubekommen. Die beste Gelegenheit war das Amt eines Provinzstatthalters.
Diese Verquickung von Staats- und Claninteressen führte mit der Zeit zu unhaltbaren Zuständen. Als dann Caius Julius Caesar in einer Art Staatsstreich das Königsamt faktisch wieder einführte, hatte er die Unterstützung der nichtadligen Bevölkerung. Caesar führte aber nie einen Königstitel und seine Nachfolger auch nicht. Theoretisch blieb sogar die Republiksverfassung in Kraft. Tatsächlich blieb der Senat nominell oberstes Organ des Staates, auch wenn die Caesaren ihre Macht aus dem Militär bezogen, sie wurden vom Senat gewählt.
Die germanischen Stämme haben diese Phase der Stadt mit republikanischer Verfassung nicht mitgemacht. Als Karl der Große das römische Reich »wieder« gründete, tat er dies als ein echter König, auch als der den »Caesar« als Titel annahm.