Tankstellen

Freitag Abend. Ein Manta hält mit kreischenden Reifen vor dem Tankstellen-Shop. Nicht das Tanken selbst ist sein Ziel. Der Fahrer, ein junger Mann mit schwarzen Klamotten und auffälligen Goldkettchen, gegelten, zurückgekämmten Haaren und einer »heute-Abend-hab-ich-Geld«-Miene, steigt aus und schlendert betont lässig in den Shop. »Ey, einmal Marlboro und 'ne Flasche Sekt«, schreit er, als er reinkommt. Der Verkäufer holt schweigend die Zigaretten aus dem Regal. Die Flasche Sekt sieht der Mantafahrer selbst und nimmt sie, ohne auf den Preis zu schauen. Seine Beifahrerin, eine betont gelangweilte schwarzgelockte Freitag-Abend-Schönheit in sehr engen Klamotten, schaut auf die Uhr und denkt: Was dauert da so lange? Ich will Party, Fun, Spass haben!

Tankstellen sind der Motor unserer Mobilität. Tankstellen sind die Mörder unserer Natur. Ohne Natur wird dann aber die Mobilität überflüssig.

Die Menschheit braucht Energie-Tankstellen. So eine Art spiritueller Sprit wird benötigt, um uns anzutreiben. Leider gibt es noch keinen Ort, an dem wir tatsächlich damit aufgeladen werden, wenn wir ihn tatsächlich benötigen. Wir können uns einbilden, aufgeladen worden zu sein. Es fühlt sich aber mit Sicherheit anders an, wenn es tatsächlich so ist.

Tankstellen sind für mich postmoderne Tante-Emma-Läden.

Über Tankstellen läßt sich im allgemeinen nur gutes sagen .
Dort gibt es billiges Bier , beinah rund um die Uhr , Süßigkeiten , Zeitschriften , sogar vereinzelt Kondome und Fahrradflickzeug .
Nur die bedienungen könnten in den meisten Fällen etwas freundlicher sein , aber wer einen zehnerträger Pils und zwei Tüten Haribo für unter Zehn mark erwirbt kann wohl nicht alles verlangen .
Außerdem geht es an einer Tankstelle ja auch nicht um die Befriedigung sozialer Kontaktgelüste , sondern nur um ein kurzes rauschhaftes Konsumvergnügen , oder einfach nur ums tanken . Ich fahre allerdings nur Fahrrad..