Sprachlabor
Bewertung: 5 Punkt(e)
Eine Errungenschaft der sozialdemokratischen Bildungseuphorie der 70er Jahre... schalldichte fensterlose neonbeleuchtete Räume, die meistens penetrant nach formaldehydtriefenden Preßspanplatten müffelten. Diese Preßspanplatten dienten als Trennwände zwischen den einzelnen Lernkabinen und waren mit weißem Plastik beschichtet, das aus welchen Gründen auch immer von Hunderten gleichmäßig angeordneten Löchern durchbrochen wurde. Vorne sass der Lehrer an einem weißen Pult, das wie ein überdimensionales Mellotron aussah und eine lange Konsole mit Tonbandgeräten enthielt.
So ein Sprachlabor war in der Regel halb defekt und nur bedingt benutzbar, weshalb es die meiste Zeit verschlossen war. Als erstes gingen natürlich die Kopfhörer in den Lernkabinen kaputt, gefolgt von den in die Lernkabinenpulte eingelassenen, an sich zum Vor- und Rückspulen dienenden Mäuseklavieren, die zumindest von mir gerne als Heimorgelersatz (die Technics SX-E22 im Musiksaal wurde erst Jahre später angeschafft, als längst Keyboards »in« waren...) für Fingersatzübungen zweckentfremdet wurden - »Biscaya« von James Last funktionierte darauf zweistimmig recht gut. Regulärer Sprachunterricht fand daher dort kaum jemals statt, allenfalls als Veranstaltungsort für Englisch- und Französisch- Klassenarbeiten erfreute es sich dank der jeden Abschreibversuch vereitelnden Trennwände einer gewissen Beliebtheit (»...and if there are sharks and big jellyfishes in the sea, it can be life-dangerous!«, Yadgar anno 1983 zum Thema »surfing«).