Schafwolle
Bewertung: 1 Punkt(e)
Aller Anfang war das Suchen – ein kurzer Moment – halt! Da war etwas! Flüchtig, schön, und schon vorbei...
Alltägliche Schnittplatzpraxis führt zwangsläufig zu einem besonderen Sehen. Details, Stehkader, Verlangsamungen und
Anschübe, unterschiedliche Clickmodi und Analogien...
Das Videomaterial, von dem ich als Cutterin besucht wurde, war kein alltäglich sauberes, fein gedreht und klar gewoben,
vielmehr bestand der Hauptteil meiner Auseinandersetzung mit Videoschnitt daraus, aus Amateurmaterial professionelle
Präsentationsvideos für den Kunst- und Kulturbetrieb herzustellen.
Im Rohmaterial verborgen fand ich eine Vielzahl von zufälligen Anordnungen, Farben, Bewegungen, und spontanten
Kamerazuckungen, größtenteils Abfall, den ich fleißig in meinem Projektordner »Kunstschnipsel« sammelte. Es entstanden
Serien von Medienbildern, Farbtransformationen, die den Startschuß für meinen Beruf »Framehunter« gaben.
Ich begann, Videomaterial herzustellen, das die Abfallästhetik des Videoschnitts thematisierte: scheinbar zufällige Strukturen,
Bewegungsunschärfen, Digitalzooms, Randverzerrungen.
Immer gezielter wurde die Suche nach spannenden Farb-Form-Bewegungsharmonien, immer genauer die Hand als
Bewegungsapparat der Linse. Aus kurzen Momenten ziehe ich nun Spannung, verlangsame sie, beschleunige sie, ordne sie zum
Rhythmus und komponiere aus ihnen Videomelodien, die unterschiedliche Atmosphären erzählen.