Reißzwecke

Es war einmal ein Western-Regisseur, der Reißzwecken über alles liebte. Folglich verdroß es ihn auch zutiefst, daß nach dem unerforschlichen Ratschluß des Produzenten- und Geldgeberkollektivs in Western ein für alle Mal keine Reißzwecken erlaubt waren. Die Steckbriefe mußten mit Leim an Bäume und Bretterwände gepappt, Hufeisen mußten mit Hufnägeln angeschlagen, Hüte mit Hutnadeln befestigt und Gefangene mit Pfeilen gemartert werden. Unser Western-Regisseur hatte dieses abgekartete Spiel, der schieren Übermacht gehorchend, schon lange zähnknirschend mitgespielt, als er eines Nachts von einer goldenen Reißzwecke träumte, die also zu ihm sprach...

Bei uns heißen die »Reißnägel«. Ist auch nicht so abwegig, finde ich - immerhin haben sie was mit Nägeln zu tun, sie machen ja Löcher.

(Der aufmerksame Leser stellt jetzt fest: Mit dieser Begründung kann man sämtlich Gewehre nun auch in »Nägel« umbenennen, denn die machen ja auch Löcher.)

Sind zum wehtun gut, oder aber auch nützlich zum Aufhängen von irgendwelchen Dingen. Machen diese aber auch gerne mal kaputt. (Siehe Posterecken.) Am besten sind sie unsinnig. So wie die, die an meiner Decke hängt. Von meiner Vormieterin.

Aua, ich bin bei meinem Umzug auf eine getreten, als ich vom Hochbett springen mußte, um zum Telefon zu hechten. Blöd, wenn man nur eine Hand frei hat, um das Blut abzuwischen und auch nichts zum wischen hat...