Regentropfen

Es regnet draußen. Ein leichter aber steter Regen wird gegen das Fenster geweht. Vom Horizont her wird es bereits heller. Die Fensterscheibe ist jetzt übersät mit glitzernden Perlen. Einzelne Tropfen suchen sich auf dem Glas einen Weg nach unten. Offenbar muß ein Tropfen erst ein gewisses Volumen besitzen, um sein Haften am Fenster zu überwinden und sich zunächst zögernd und wie tastend hinabzubewegen. Auf seiner Reise trifft der Tropfen auf einen anderen Tropfen. Im Moment der Berührung entläßt der von oben herabrinnende Tropfen wie in einer plötzlichen Entspannung sein Wasser an den unteren Tropfen. Das durch diese Verschmelzung enstandene größere Exemplar verfügt nun über eine genügende Schwere, um rasch wie eine Sternschnuppe nach unten zu sinken.

Besonders interessant finde ich es ja, daß es ganz bestimmten Regentropfen immer wieder gelingt, genau zwischen meine Brille und die Augen zu tropfen.

Regentropfen kenne ich gut! Im Oberbergischen treten sie immer gleich in grossen Mengen auf.
Wir meckern immer ueber den Regen, aber wir vergessen manchmal wie wichtig er ist. Das liegt aber generell in der Natur der Dinge: Wenn man etwas im Ueberflus hat, erkennt man nicht welchen Wert es hat. Fehlt es aber, dann wird man sich seiner Wichtigkeit bewusst.

Regentropfen in Spinnennetzen sehen faszinierend aus. Besonders dann, wenn die Sonne darauf scheint.

wir sind zwei regentropfen
ein mann und eine frau
wir fielen schonzusammen
aus dem wolkengrau
und auf der langen reise
zur erde auf den Baum
da sangen wir ganz leise
unsern hochzeitstraum
dann platzten wir vor freude
auf einem grossen blatt
das nun von uns beiden
10 kleine tröpfchen hat.