ParadoxaleGotteserfahrung
Bewertung: 8 Punkt(e)
Confessio: Obwohl mir teilweise in Sichtweite von recht hohen Erhebungen aufgewachsen sind, waren mir Niemals nicht im Gebirge, blame it on the Eltern oida, die ollaweil nur Saufen wollten, aber wenn ich ins Gebirge gehen würde, dann würde ich es folgendermassen machen: 8.45 (sagen wir Montags): Ich packe mein Säckel im schönen Giesing, wo ich, von Norden kommend, bei Verwandten übernachtet habe. Ich nehme mit: Ein Buch (Thomas Bernhard »Frost«), einen Taschenspiegel, einen Gameboy, eine rote Sprühdose mit einem dünnen und einem dicken Aufsatz, einen Spazierstock, den Hut mit meinem goldenem Gamsbart, eine Flasche Vittel und einen schweren Feldstein, sowie fünf Blatt karriertes Papier. Dann gehe ich aus der Wohnung, auf die Straße, gehe in der Untersbergstraße in die U-Bahn, und fahre mit der U2 zum schönen Hauptbahnhof. Da fährt dann auch schon die Bayerische Oberlandbahn ins schöne Bad Tölz. Die kanppe Stunde Zugfahrt dahin verteribe ich mir mit dem Gameboy. Super Mario ist einfach der Hit du! Im schönen Bad Tölz angekommen, schlendere ich ein wenig durch die Hauptsraße, links der Bäcker, hie und da ein paar urlaubende Rentner, die mit Spazierstöcken über das gefegte Kopfsteinpflaster lustwandeln, auch ich habe meinen Spazierstock schon in Verwendung, ein recht praktisches Utensil, zum spazierengehen zumal! Ich schlendere noch ein bisschen, aus der Innenstadt hinaus zu den etwas abseits gelegenen Häusern, immer eingedenk des Amoklaufs, der hier vor etwa drei Jahren stattfand (wir erinnern uns, ein siebzehnjähriger Schüler hatte aus dem Haus seiner Eltern mit dem Karabiner des Vaters auf Kurgäste gefeuert, dabei Prominente verletzt, und letztenendes zuerst seine Schwester und dann sich selbst erschossen!). Als ich am Ortsausgang angekommen bin, postiere ich mich neben dem Ortsschild, auf dem die Worte Bad Tölz mit einem diagonalen roten Balken durchstrichen sind. Das hier ist also Bad Tölzens Ende. Ich nehme Haltung an, und schwenke meinen Spazierstock in der Luft, auf daß ein Autofahrer anhält, und mich mitnimmt. 14.30: Nach mehreren Stunden, und nachdem ich vom Spazierstockschwenken zum wohl geläufigeren Daumenhochzeichen übergegangen bin und meinen Gamsbarthut abgesetzt habe, hält tatsächlich ein Auto an. Eine Frau in mittlerem Alter in einem roten Opel Corsa! Sie fragt mich: »Wo willst denn hin?« Zuerst ein wenig brüskiert über ungefragte Duzerei fasse ich mich schließlich, und wir einigen uns darauf, daß sie mich einige Kilometer bis in die schöne Ortschaft Vorderriß mitnimmt. Besser hätte es kaum kommen können, denn Vorderriss ist nicht weniger als sozusagen die Porta Alpina des bayerischen Voralpenlandes, herrlich die Luft, hier im Karwendel, die nette Frau entläßt mich mit freundlichem Gruß, und ich setze meinen Gamsbarthut wieder auf, und ramme den Spazierstock gen Asphalt. Das hier sollte mein Ausgangspunkt in die Welt des Gebirges sein, dessen Auslüfer sich unmittelbar vor mir schwindelerregend in die Höhe schrauben!
(wird fortgesetzt...)