Nazijagd

Reinhard Mey - Diplomatenjagd

_______________________________________________


Auf Schloß Hohenhecken zu Niederahr
es hat soeben getagt,
lädt Freiherr Bodo, wie jedes Jahr,
zur Diplomatenj agd;
durch F elder und Auen auf haarige Sauen,
in Wiesen und Büschen den Hirsch zu erwischen,
den hat Freiherr Bodo für teures Geld
am Vorabend selber hier aufgestellt.
Schon bricht es herein in Wald und in Flur,
das diplomatische Corps,
die Ritter vom Orden der Konjunktur,
zwei Generäle zuvor.
Bei Hörnerquinten, mit Prügeln und Flinten.
Es folgt mit Furore ein Monsignore.
Selbst den klapprigen Ahnherrn von Kieselknirsch,
trägt man auf der Bahre mit auf die Pirsch!
Es knallen die Büchsen, ein Pulverblitz
es wird soeben gesagt,
daß Generalleutnant von Zitzewitz
den Verlust seines Dackels beklagt.
Der Attaché Mehring erlegt einen Hering,
den tiefgefroren die Kugeln durchbohren,
noch in Frischhaltepackung - das sei unerhört!
Ein Keiler ergibt sich, vom Lärm ganz verstört.
»Bewegt sich dort etwas am Waldesrand?«
(Der Ahnherr sieht nicht mehr recht).
»Das kriegt kurzerhand eins übergebrannt!«
(Denn schließen kann er nicht schlecht.
Ja ganz ohne Zweifel: Er schießt wie der Teufel!)
Man trägt ihn ganz leise bis dicht an die Schneise.
Man reicht ihm die Büchse, es prasselt das Schrot:
So findet der Außenminister den Tod.
Daß der Ahnherr daraufhin noch »Weidmannsheil« schreit,
hat alle painlichst berührt.
Ihm wird ein Protestschreiben überreicht
(besonders scharf formuliert),
doch muß man dem Alten zugute halten:
Das war bei Hubertus ein prächtiger Blattschuß,
und daß er das Wort Diplomatenjagd
nur etwas zu wörtlich genommen hat.
Die Nacht bricht herein, und Schloß Hohenhecke
bietet ein friedliches Bild:
Der Monsignore segnet die Strecke
von leblosen, greisen Wild,
schon fast vergessen, will doch keiner essen:
Die Veteranen, die zähen Fasanen,die Ente mit Rheuma, den Keiler mit Asthma.
Die Jagd wird begossen, und dann wird beschlossen:
Der Krempel wird - weil man hier großzügig denkt --
dem nächsten Armenhaus geschenkt.
So wird auch den Ärmsten der Segen zuteil!
Es lebe das Waidwerk, dreimal Waidmannsheil!


Netzfundstück.

Ey Kurzhaariger,

wie ist das so einmal selbst der Gejagte zu sein?

Wahrscheinlich guckst Du gerade Unsere Besten Wer ist der größte Deutsche? Die Top 10" im ZDF (Anmerkung: siehe Eintragszeit). Na wer wirds denn? Adolf? Wilhelm? Josef? Hermann? JohannWolfgang? Friedrich? Albert? Kurt?

Vielleicht war es auch Ulrike, oder Andreas, oder Gudrun oder sonst wer...


Oder Konrad, Willi oder Helmut oder die Menschen aus Leipzig. Verstehst Du?


Was weisst Du schon?
Vielleicht?! werden sich Rostock, Hoyerswerder oder Solingen, Kiel oder Magdeburg dramatisch wenden? Vielleich wird bald?! die Zeit kommen, in der Du den Schutz der Bullen in Anspruch nehmen willst, Du feige Sau. Vielleicht werden Dich einmal Menschenmassen durch die Straßen jagen und in einen bestimmten menschenunwürdigen Ritual nieder machen. Vielleicht!


Nazi, hörst Du das Jagdhorn? Vom Treiber zum Getriebenen! Wir haben nicht ewig Zeit, Komm aus der Deckung. Audio, Höre, Lauf.

Wie beendet der Jäger die Jagd?
Sau Tot.

Es hat begonnen!
Noch zetern gewisse Apostel der FDP, »um den Erhalt der Meinungsfreiheit« und pinkeln braune Brühe in schmutzige Gewässer.
Andere springen, ohne Fallschirm, aus Flugzeugen in die Wolken und brüllen: »Lohmann hat recht!«

Da haben sie sich schon aus dem Schatten gehoben, die Geschundenenen, die Verfluchten, Verfolgten: Behinderte. Ausländer. Frauen. Kinder. Demokraten.
Juden. Moslems. Christen.

Und sie rufen:
"Wagt es nicht noch ein mal,
wagt es nicht wieder!
Wagt es nicht wieder,
einen von uns zu berühr'n!
Denn wir sind viele und
ihr seid nur ein paar!
Egal wo ihr euch verkriecht,
wir spüren euch auf!
Ihr habt keine Zukunft,
die Zukunft ist Unser,
die Zukunft gehört
Freiheit und Recht!

Alle zusammen:

Wagt es nicht noch ein mal,
wagt es nicht wieder!
Wagt es nicht wieder,
einen von uns zu berühr'n!
Denn wir sind viele und
ihr seid nur ein paar!
Egal wo ihr euch verkriecht,
wir spüren euch auf!
Ihr habt keine Zukunft,
die Zukunft ist Unser,
die Zukunft gehört
Freiheit und Recht!"