Nachtschatten
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Es ist durchaus möglich, um sechs aufzustehen, um halb acht gen Uni zu schleichen, um acht eine Vorlesung über Genetik zu besuchen, kurz das zweite Frühstück zu sich zu nehmen, die Botanikvorlesung mitzunehmen und nach dem Mittagessen noch drei Stunden aus dem Deutschen ins Französische zu Übersetzen. Danach kann ich blastern und bittersüße Symphonien hören und mich mit dem Gedanken trösten, dass Selbstmord sinnlos ist und die Welt nur Mittelmaß will. Zwischen den beiden Vorlesungen wollte ich eigentlich Vokabeln lernen, aber ich hatte meine Karteikarten vergessen. Also habe ich meinen Stundenplan aktualisiert und ein Brötchen gegessen. Effizienz. Obwohl ich nur zwölf Semesterwochenstunden habe, arbeite ich einen Neunstundentag ab, wenn man das Stündchen Mittagspause bei der Rechnung berücksichtigt. Berücksichtigt man es nicht, komme ich auf zehn Stunden Arbeit täglich. Das genügt mir, befriedigt mich und reicht völlig!
Und Geld werde ich in den Semesterferien verdienen. Sollte die Knete kurzfristig knapp werden, dann kann ich alten Männern für zehn Euro einen runterholen. In anderthalb Jahren habe ich mein Diplom. Direkt danach kann ich die Vorbereitungen für meine Doktorarbeit treffen...
Manchmal ist das alles gar nicht so schwer!