MajaBauer
Bewertung: 1 Punkt(e)Während ThomasSchmidt sich von erotischen Erinnerungen an seine Freundin SandraMeier losriss, um seinen Nahverkehrszug konzentriert über einen beschrankten Bahnübergang zu fahren, und der geschiedene Ehemann seiner Freundin, PeterMeier immer gedankenverlorener über seinen Akten brütete, war MajaBauer gerade vom energischen Piepsen ihrer Armbanduhr aufgeweckt worden. MajaBauer hatte einige Orientierungschwierigkeiten in dem halbdunkelen Schlafzimmers, daß eigentlich zwei jungen Männern gehörte, die neben ihr lagen, und sich selbst hartnäckig als schwul bezeichneten, obschon dies nicht die erste Nacht gewesen war, die Maja Bauer nur teilweise schlafend in ihrem Bett verbracht hatte. Sie mochte die beiden sehr gerne, und fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft auch und gerade beim vögeln, daß für sie mit den beiden jungen Männern im Vergleich zu anderen jungen Männern, die sich selbst als heterosexuell bezeichnen würden, eine sehr entspannte, lustvolle Angelegenheit war. MajaBauer setzte sich im Bett auf, und sortierte ihre Gedanken. Um 11.15 begann ihr Proseminar über »Modelle zur Persönlichkeitsstrukturierung der Vor-Freudschen Psychologie und Psychiatrie«. Sie hatte kein Referat zu halten, aber sie mußte nicht nur anwesend sein, sondern auch »präsent«. Sie suchte sich auf dem Nachtisch neben ihr Zigarretten und Feuerzeug, und erst von den Rauchschwaden, die MajaBauer durch ihre Nase blies (eine Angewohnheit, die sie von ihrer Mutter AgatheBauer übernommen hatte), wurden die beiden jungen Männer geweckt. Der neben ihr liegend drehte sich zu ihr hin, und schlang seine Arme um ihren Unterleib und murmelte irgendetwas zwischen ihre Hüfte und das zerknüllte Kissen, was sich mit gutem Willen als »Guten Morgen, wie spät isses?« anhören konnte. Der junge Mann neben diesem setzte sich ebenfalls auf, und gab durch Gesten MajaBauer zu verstehen, daß er ebenfalls eine Zigarette wünschte. Zu den Vorzügen schwuler Männer gehöre es, daß man wenigstens bei ihnen im Bett rauchen könne, so hatte MajaBauer sich unlängst in einem Brief an ihre Mutter AgatheBauer ausgedrückt, den sie in der Universitätsbibliothek geschrieben hatte, einem Ort, zu dem sie sich gerne zum nachdenken und Briefeschreiben zurückzog.