Lieblingsgericht
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Karl der Große liebte besonders gebratenes Fleisch, vor Allem Wildpret. Walter v.d.Vogelweide ›in galreiden die lamprîden‹. Torquato Tasso war ein Liebhaber von Süßigkeiten (eingemachte Früchte, Marzipan, Backwerk); selbst Salat aß er mit Zucker. Luther geräuchertes Kuheuter; aber ›Pilze sind des Teufels Gemüse‹; Leibgetränke waren torgauer Bier und Rheinwein. Melanchthon war in seiner Jugend ein großer Freund von Gerstensuppe, und tauschte in Tübingen, wo er studierte, oft eine Portion Fleisch gegen ein Schüsselchen davon; ansonsten liebte er Gründlinge und andere Kleinfische, jedoch waren ihm große, wie auch Fleischstücke zuwider; (überhaupt sehr mäßig, und ein Feind aller Gastmahle). Heinrich iv war ein gewaltiger Austern= und MelonenFresser, (wie auch Theodor Däubler und Dr. Johnson). Wogegen Karl xii von Schweden ein einfaches Butterbrot jedem andern Leckerbissen vorgezogen haben soll. Unersättliche KaffeeTrinker waren Napoleon, Voltaire, Balzac, Friedrich d Große, (dessen Lieblingsspeise Kuchen von gerösteter Gerste). Crébillon hielt den Rekord im Austernessen. Lessings LieblingsGericht waren Linsen. Klopstock LachsPastete, geräuchertes Fleisch mit Erbsen, zum Nachtisch Weintrauben; in jungen Jahren zog er Rheinwein, später dann Bordeaux vor. Kant’s Lieblingsspeisen waren ein Linsenbrei, Pastinakbrei mit Bauchspeck, pommerscher SpeckPudding, Pudding von weißen Erbsen mit Schweinsfüßen, als Nachtisch Backobst aus Pommern: er pflegte volle drei Stunden dem Mittagessen zu widmen! Schiller war ein Freund von Schinken, (die ›faulen Äpfel‹ sind bekannt). Wieland war, wie die von ihm so gefeierten Athener, ein Liebhaber von Kuchen und Backwerk; wenn seine Frau ihm etwas dergleichen aufgehoben hatte, so stand er nicht selten nachts aus dem Schlaf auf, um es heimlich zu verzehren. Matthison, der Zarte, gestand selbst, daß er Erbsen, weiße Bohnen und Pökelfleisch vor allem liebe. Felix Dahn schwor auf KräuterKloß; danach Kürbisbrei, mit gerösteten SemmelWürfelchen bestreut. Freud schrieb von sich: ›Ich bin ein Fleischfresser.‹ Rider Haggard preferierte Ente auf Orange, oder Huhn in HerrenpilzSoße. Wer Rilke einen Gefallen tun wollte, setzte ihm Gurken vor, gefüllt mit heißem Mett (and just a hint of garlic). Arnold Ulitz: falschen Hasen in ErdnußKruste, dazu Rosenkohl. Lorber kannte nur 1 Losung: gebratenen Fisch! Lovecraft kannte weder Maß noch Ziel was ›Süßes‹ anbelangt: Eis; sein Kaffee war ein steifer Zuckerbrei; sonst ziemlich asketisch: Käse, oder ›crackers and milk‹; ein unüberwindliches Grauen hatte er vor sämtlichen MeeresProdukten, (auch die ›Vermeidungen‹ dürften sehr aufschlußreich sein!) Kreuder schwärmte von ›Bergen Fleisch‹ (wobei seine Hände immer gleichzeitig mächtige HalbKugeln über der Tischplatte nachbildeten – also einwandfrei). Thesmar Zand aux fours, und ›Forellensalat‹, (was nb nichts mit Fisch zu tun hat). Schmidt Makkaroni mit geriebenem SchweizerKäse, dazu Frikandellen und gebratenes Ei; Fisch, Krabben in Gelee; als Nachspeise Pudding, als frisches Obst Birnen, als Kompott Kronsbeeren; kann Maggi blank trinken; unmöglich sind fettes Fleisch und Knoblauch; (er saß, aß, las). Ein bekannter Lyriker: Sauce à la Bentheim zu Lachs en Papillot; als Abschluß dann Reis Trautmannsdorf; abends ein feister Käs’ nach dem andern (pauvre amie!): speise, wie Du, wenn Du stirbst, wünschen wirst, gespeist zu haben.
Arno Schmidt: Julia, oder die Gemälde (S. 13)