Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Leichenstarre«
Voyager schrieb am 4.5. 2003 um 21:57:05 Uhr zu
Bewertung: 10 Punkt(e)
Im Altenkrankenhaus war der Tod sozusagen an der Tagesordnung und nach ein paar Leichen für mich nichts aussergewöhnliches mehr. Unvergessen allerdings, als jemand während meiner Nachtwache verstarb, dessen Beine schon zu Lebzeiten von schweren Kontraktionen an den Bauch gezogen waren. Es sah also so aus, als wäre er in hockender Stellung erstarrt. Sein Ableben stellte mich nach den ganzen Formalien und der Leichenerstversorgung vor ein Problem, nämlich, die sterblichen Überreste bis zur Abholung durch einen Bestatter in einen Übergangssarg zu verfrachten. Ich konnte ihn drehen und wenden wie ich wollte, aber der Deckel ging durch die Beinstellung nicht zu schliessen. Es war schon ziemlich gruselig, die Beine mit Hilfe eines Kollegen so gerade zu biegen, dass der Deckel schloss. Naja, danach ging es in die Leichenhalle zur Zwischenlagerung. Ich alleine mit der Kiste in den Aufzug und Richtung Keller, durch lange schlecht beleuchtete Flure, Ankunft Leichhalle, soweit normal. Plötzlich gibt es einen lauten Knall, der Deckel vom Sarg klappt auf die Seite, die Beine hatten sich wieder in die hockende Position geschnackt. Ich frag mich heute noch manchmal, wie die Leiche wohl beerdigt worden ist? Wahrscheinlich eingeäschert, aber auch da gab es sicherlich das Problem mit der Leichenstarre.
mcnep schrieb am 4.5. 2003 um 19:48:58 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Ein Zustand irgendwo zwischen Sterben und Stinken.
Das steht uns auch noch bevor: 'dies ist dein Teil, dieses ist unser Los'.
Ungeeignet für Tischgespräche an Bar, Bistro oder Blaster,
nicht so morbide berührend wie Fäulnis - ein Transitorium eben.
Selten gebraucht als Metapher: keine Glosse spricht hierzulande
vom 'Reformstau' als Leichenstarre der Demokratie, das wäre zu eklig.
Unerklärt mir, gerichtsmedizinisch hingegen vertrauliches Übel,
hast du die Lider bis jetzt nicht geschlossen, zu spät:
Lang noch schaut dir der Korpus aufs Solinger Messer.
Vielleicht auch die Absicht der Toten, zu sagen, werft mich noch nicht weg:
Laßt mich noch etwas bei euch, danach pass ich leicht in die Kiste.
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