Lebenslust
Bewertung: 3 Punkt(e)Meine roten Rosen ... jetzt im Dezember noch. Ich habe sie alle selbst als kleine Hölzchen in die Erde gesteckt, die wirklich nicht sehr nahrhaft ist. Und sie kamen, sie wollten kommen und sie wollten bleiben, jahraus, jahrein. Wir stehen in einem innigen Austausch: meine forschenden Blicke, meine Bewunderung und ihre bedingungslose Hingabe an das Leben. Ihre Zufriedenheit mit meinen Düngergaben lohnen sie mit noch freigiebigerem Blühen. Im April schäme ich beinahe meiner Begrenztheit, wenn sich ihre Ranken in großzügigem Schwung weit in die Welt hinein erstrecken und an jedem Ende vielleicht zwanzig Blütenköpfe leuchten. Was für ein tiefes, kraftvolles Rot! Und wenn ich sie dann durch die trockenen Sommermonate hindurch täglich mit Wasser aus meinem alten Brunnen versorge, stehe ich andächtig vor jeder einzelnen Pflanze, deren Lehre vom Leben langsam auf mich übergeht.