Kunstobjekt
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Meine Verlobte und ihre Freundin wollten sich einen Spaß mit mir machen. Dabei bin ich haarscharf an einer Anzeige wg. Öffentlichen Ärgernisses vorbei geschrammt.
Ich konnte mich gegen die beiden nicht wehren. Erst rissen sie mir die Klamotten vom Leibe, dann fesselten sie mich an einem Baum neben einem oft begangenen Waldweg. Nachdem ich nackt in den Seilen hing, gestanden sie mir, dass ich jetzt Objekt eines Skulpturen-Pfads sei. Ein Denkmal neben mehreren anderen (nicht lebendigen).
Ich musste also damit rechnen, dass immer wieder Kunst-interessierte Besucher vorbei kamen, die mich und die kunstvollen Knoten mit Kennerblick begutachten. Neben mir stellten sie noch ein Schild auf:
»Untreuer Ehemann zu 24 Stunden Abstinenz verurteilt.«
Selbst versteckten sie sich zwischen den Bäumen und beobachteten die Szene.
Auch den beiden Mädels wurde es mulmig, als eine ganze Schulklasse 13- bis 14-jähriger auftauchte. Gemeinsam mit ihrem Lehrer für Kunsterziehung scharten sie sich kichernd um mich herum. Unter ihnen drei Mädchen mit Kopftuch. Au Backe!
Glücklicherweise hatte der Lehrer Humor und die Situation im Griff. Ich würde sicher für einen Künstler der Region Modell stehen. Die Kids alberten nicht länger herum, sondern bewunderten mich daraufhin ehrfurchtsvoll als ein Stück deutscher Kultur.
Natürlich schossen alle mit ihren Handys Fotos vom mir. Allen voran die Mädchen. Mit Recht am eigenen Bild oder Intimsphäre war natürlich nichts, weil ich ein öffentliches Kunstwerk war.