Kräutertee
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Kräutertee gab es im Krankenhaus.
Was heißt es gab ihn? Eigentlich gab es ihn nur, wenn wir Patienten ihn aufbrühten. Die Eigenständigkeit in den Verrichtungen der Patienten sollte damit gefördert werden. Auch die Übernahme von Verantwortung war Ziel der Therapie. Einmal, als ich mit Teekochen dran war, lag ich noch auf einer Wiese des Klinikums und naschte an einer Mitpatientin herum. Irgendwann aber mußte ich los. Ich hatte nur noch 10 Minuten um heißen Kräutertee für 60 Patienten zu bereiten und zu reichen.
Das ging aber inzwischen nicht mehr auf die übliche Art. Sonst wurde nämlich ein großer, runder, beheizbarer, metallener Getränke- und Essensbehälter mit 50 Litern Inhalt 2 Stunden vor dem Patientenabendbrot angeschaltet. Zeitlich war es also eigentlich unmöglich, jetzt noch schnell so viel Tee zu machen.
Ich machte den Behälter halbvoll mit Wasser, brachte Strom an das Ding und setzte danach auf alle verfügbaren Flammen der Herde Teekessel und kleine Töpfe, die in der Lage waren in wenigen Minuten kochendes Wasser zu produzieren. So machte ich einen fetten Teesud, der für den großen Behälter und 60 Patienten reichte, siebte die Teeblätter heraus und goß alles zusammen in den Behälter. Ich hatte es geschafft. Da war ich froh und stolz. So ein Techtelmechtel auf der sommerlichen Wiese hat schon was Schönes... Ich würde im nächsten Leben alles wieder so machen.