Kolumne
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Es gibt eigentlich drei Möglichkeiten, warum jemand eine Kolumne von einem Verlag geschenkt bekommt:
- Berühmter Name, der Zugkraft hat. Etwa H. M. Broder in der WELT (WeltOnline), Sascha Lobo (SaschaLobo, SpiegelOnline) oder selbst Precht.
Auch HaraldSchmidts Videokolumne im Spiegel dürfte in diese Kategorie fallen. Bei aller Sympathie, machen wir uns da nix vor, der Mann ist LateNight-Talker und nicht unbedingt für seinen exquisiten Schreibstil bekannt.
- Exzentrische Persönlichkeit, die selbst Leser anzieht und sei es nur, um sich aufregen zu können.
Hier fällt früher in der FAZ DonAlphonso auf oder Max Goldt im Cicero. Wahrscheinlich kann man Broder auch in gewisser Hinsicht als Provokateur durchgehen lassen - allerdings scheint die erste Kategorie inzwischen weit besser zu passen. (Der Springer-Verlag wirbt ja inzwischen MIT Broder statt für ihn. Er tritt regelmäßig auf N24 auf und macht offenbar selbst Videos im Netz und publiziert auf eigene Kappe.)
Der alte Rudolf Augstein könnte ebenfalls hier angesiedelt sein, eventuell Heribert Prantl, wobei der mich niemals irgendwie wütend gemacht hat oder ich wissen wollte, was der wohl denkt.
Wichtig bei der exzentrischen Persönlichkeit ist der Faktor, dass der Leser neugierig auf die Meinung ist und auch überrascht werden will. Wer konstant nur den Mainstream wiederkäut, sei deren Position auch noch so selbstverständluch oder vernünftig, hat keine Chance in dieser Kategorie.
Tucholsky gilt übrigens nicht. Warum? Er hat unter vielen Pseudonymen geschrieben.
- Die dritte Kategorie von Leuten, die eine Kolumne bekommen, sind Menschen mit hervorragenden Kontakten zu den Verläger oder den Herausgebern.
Das ist Augstein jun. und auch Jan Fleischhauer offensichtlich.
Diese Leute erhalten sozusagen die »Gnade«, ihre Meinung durch die Auflage des Publikationsorgans zu verbreiten, vielleicht sogar Promi-Status zu erhalten.
Oft sind das Leute, die weder selbst die Zugkraft hätten, Leser zu finden, noch deren Meinung so erstaunlich ist, dass man darauf neugierig ist. Mit anderen Worten, das Heft wirbt für sie, nicht mit ihnen.
Blogs sind eigentlich eine Sonderform, weil jeder selbst einen Blog aufnehmen kann! Dennoch kann man sie darunter sehen, sofern sie von Zeitungen usw. zur Verfügung gestellt bekommen.
P.S.: Falls Sie, lieber Leser, jetzt lachen müssen. Ja, ich bin ein Nerd in dieser Hinsicht und befasse mich mit solchen Themen...