Heftblaster
Bewertung: 5 Punkt(e)Wie oft im Leben habe ich mir nicht schon irgendwelche Kladden gekauft, das ging bis zu Moleskin mitsamt Diplomat–Füller, habe Dateien angelegt (kennt noch jemand das Programm Hypercard? Stichwort Softwarefossilien), Sortierordner zweckentfremdet. Das alles habe ich nicht lange durchgehalten, irgendetwas fehlte und etwas anderes war zuviel da. Die beste Methode immer noch: Zettel vollschreiben und in eine große Kiste geschmissen. Ab und zu mal durchgewühlt wie ein Walter Sparbier die Sorgenkindtrommel, damit nicht alles so chronologisch zugeht, schlimm genug, daß der Mensch ein befristetes Aufenthaltsrecht auf Erden hat, dann sollte man sich wenigstens nicht am Zeitpfeil entlangranken wie eine Bohne an der Stange. Und da es doof aussähe, irgendwann die ganze Wohnung voller Kisten zu haben, obwohl es hübsche Kisten gibt, aber Leute mit einer Wohnung voller Lackschachteln wären mir auch suspekt, da fragt man sich doch sofort, was ist da drin, aber wehe man fragt, dann muß man sich den ganzen Abend Urlaubsfotos oder selbstverfasste Gedichte anhören, da das mit den Kisten jedenfalls doch eine andere Sorte Mensch ansprechen mag als ich einer bin, deshalb nutze ich seit einigen Jahren den Heftblaster. Sicher, nichts ist perfekt, die allgemeine Zugänglichkeit dieses Ablagesystems bringt es zuweilen mit sich, daß ich während des unbefangenen Rumwühlens auf Unerfreulichkeiten stoße, weniges ist so ekelhaft, als nichtsahnend in ein von fremdem Arsch beschissenes Stück Klopapier zu greifen und die ewigen massenverteilten Wurfsendungen gehörten eigentlich auch eher in den Altpapiercontainer; aber eigentlich geht es ja mehr um das Schreiben als um die Kiste, wenn die irgendwann voll ist und im Keller verschwindet, ist es auch gut. Irgendwo habe ich auch noch ein paar halbangefangene Kladden rumliegen.