Harald-Schmidt-Show

Damit geht es mir so ähnlich wie mit den Simpsons: Alle Leute erzählen mir, wie toll die Sendung doch ist, und ich nehme mir auch regelmäßig vor, sie mir mal anzusehen, vergesse es dann aber doch immer oder finde den Sender nicht, und wenn ich wirklich mal reinschaue, finde ich es dann doch nicht witzig. Beziehungsweise witzig schon, aber das ist dann meist das Problem; Humor erwischt mich eigentlich immer auf dem falschen Fuß.

Als Kabarettist mochte ich ihn damals nicht; er war ja auch nie einer.
Der Begriff Comedy, in der er von seinem »Kuschelsender« Sat 1 gestellt wird, trifft es auch nicht.
»Late Night« schon eher, aber auch das ist reichlich unzutreffend, wird doch die Sendung am späten Nachmittag aufgezeichnet und von mir in der Mittagspause des nächsten Tages bei einem Espresso gesehen.
(Erstaunlicherweise fremdelt meine Tochter Junia bei Harald Schmidt nicht, und sie lacht sogar mit.)
Was habe ich genauso gerne gesehen, wie die Harald-Schmidt-Show? Die Muppets-Show!
Aha, jetzt weiß ich auch, warum mir die Harald- Schmidt-Show, zumindest in den letzten drei Jahren so gut gefällt: Die Sendung hat sich entwickelt, zum Teil zufällig, zum Teil vom Entertainer persönlich gesteuert. Die Sendung hat Charaktere, etwa in folgender Reihenfolge: Harald Schmidt, Manuel, Helmut Zerlett (mittlerweile junior), Susanna, Natalie, Sven ...
Und die Parallelen zur Muppets-Show sind nicht zu verkennen: Jede Sendung hat einen Gaststar, der ebenfalls über den grünnen Klee gelobt wird wie einst Kermit zum Beispiel die »wunderbare« Linda Ronstadt angekündigt hat: »Applaus, Applaus, Applaus!«
Helmut Zerlett und Band (könnte übrigens häufiger mal zeigen, was sie drauf hat) erinnern an Rolf und das Tier.
Manuel Andrack ist Scooter (Kermits Assistent),
Harald Schmidt selbst mimt in den ersten Minuten Fossy Bär, am Schreibtisch Kermit und später bisweilen Tierklinik, dänischer Koch, Dr. Honigtau Bunsenbrenner und die Herren der Loge.
Sven ist Boreghard.
Helmuts Kulturbegriff steht dem Gonzos in nichts nach.
Lediglich Susanna fehlen zur Miss Piggy ein paar Kilogramm Leidenschaft bezüglich ihres Chefs und männlichen Stargästen.

Der einzige Lichtblick in der deutschen Fernsehkulturlandschaft, der nun leider in eine Kreativpause unbekannten Ausmaßes mündet.

Das Problem an der 'Harald Schmidt Show' ist
wahrscheinlich, daß es H. S. heutzutage,
altersweise und unkündbar, relativ gut geht. In
den alten 'Schmidteinander' Folgen mit Feuerstein
macht er auf mich, jedenfalls aus heutiger Sicht,
häufig einen wesentlich leidend~bissigeren
Eindruck.
Aber so richtig gut erinnere ich mich daran auch
nicht mehr. Ich weiß nur noch, daß dort eine
Gruppe spärlich bekleideter Frauen tanzte, die
einen albernen Namen trug.