Gaul

Der Droschgengaul

"Ich bin zwar nur ein Droschgengaul, -
doch philosophisch regsam;
der Fress-Sack hängt mir kaum ums Maul,
so werd ich überlegsam.
Ich schwenk ihn her, ich schwenk ihn hin,
und bei dem trauten Schwenken
geht mir so manches durch den Sinn,
woran nur Weise denken.

Ich bin zwar nur ein Droschgengaul, -
doch sann ich oft voll Sorgen,
wie ich den Hafer brächt' ins Maul,
der tief im Grund verborgen.
Ich schwenkte hoch, ich schwenkte tief,
bis mir die Ohren klangen.
Was dort in Nacht verschleiert schlief,
ich konnt' es nicht erlangen.

Ich bin zwar nur ein Droschgengaul, -
doch mag ich Trost nicht missen
und sage mir: So steht es faul
mit allem Erdenwissen;
es frisst im Weisheitsfuttersack
wohl jeglich Maul ein Weilchen,
doch nie erreicht's - oh Schabernack -
die letzten Bodenteilchen."

(Christian Morgenstern, Nachlese zur Galgenpoesie)

So rief schon Ritter Kunibert,
er sich gar oft und gern beschwert
nachdem er unsanft abgestiegen
und Knappen sich vor Lachen biegen:
"Ich hasse diesen faulen Gaul,
und wer's nicht glaubt, der kriegt auf's Maul!"

Gäule sind zum Reiten da: mit Sporen und Peitsche und auf Kandare gezäumt. Ein rechter Gaul muss spuren, sonst gibt es heftig Prügel. Die Peitsche über den Arsch und die Eisen in die Weichen!

Ein Gaul sollte gleich beim ersten Ausritt oder
in der ersten Trainingsstunde heftig mit Sporen
und Peitsche Bekanntschaft machen, damit er
höllischen Respekt vor seinem Reiter bekommt und
aus Angst vor den Schmerzen jeden Befehl des
Reiters sofort ausführt und sein Bestes gibt.