Freünd
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Letzte Rede
Einer vormals stolzen und gleich jetzt sterbenden Jungfrawen
Ich armer Madensack! Ich der vor wenig Wochen
Belebt / gerad vnd schön gleich einem Hirsch gieng /
Vnd hoch geehret ward / vnd manchen Gruß empfieng /
Lig hie nun hergestreckt vnd bin nur Haut und Knochen;
Die Glieder sterben mir / die Augen sind gebrochen.
War dieses / daß ich mich mit Golde so behieng?
Ihr Freünde / haltet Mund vnd Nase zu / ich stinck.
Ach Gott! So wird mein Pracht und Vbermut gerochen!
Ihr Jung- und frawen kompt / kompt spiegelt euch in mir!
Lernt hie / was Hochmut sey / was Stand / Gestalt und Zier!
Ihr seht / ich muß davon / mein Leben will sich schließen.
Lebt alle wol / vnd habt eüch stets in guter acht!
Gedenckt wie mich der Todt so scheüßlich hat gemacht!
Ich tantze nur voran / jhr werdet folgen müssen.
Simon Sach, 1641