Fleischermeister

Wie im Rausch, mit blutverschmierter Schürze, das warme Gedärm noch an den Stiefeln hängend, stürzt er aus der Schlachtküche, hin zum Kühlhaus, wo - wie nach jedem Gemetzel - schon der eisgekühlte Bommerlunder auf ihn wartet. Ahhh... das tut gut! Jetzt greift er sich die nächste Sau.

Dem Fleischermeister K. aus U. soll die Frau weggelaufen sein, erzählt man in der kleinen Stadt. Fleischermeister K. ist hier durchaus ein Begriff - er gilt als wahre Koryphäe der Thüringer Rostbratwürste und die Qualität seiner Fleisch- und Wurstwaren ist fast schon maßstäblich zu nennen.
Um so erstaunlicher waren K. und seine Familie in unserer Stammkneipe, wo sie öfters assen. Fleischermeister K. ist ein dunkeler, schlanker und hochgewachsener junger Mann, den man eher für einen Ingenieur oder Verwaltungsbeamten halten würde, denn für einen Fleischer. Seine Frau war eine große, äusserst wohlproportionierte Blondine mit Löwenmähne und einer sonnigen Ausstrahlung, die noch durch ein blondes Mädchen im Grundschulalter ergänzt wurde, daß in einer liebenswürdigen Weise lebhaft gewesen war. Sie waren eben ganz anders, als man sich den typischen Fleischermeister, der ja meist deutlich ein Produkt seiner Produkte zu sein scheint, und seine Familie so vorstellte.

Dem Vernehmen nach soll Frau K. der Branche zumindest treu geblieben sein, und wieder einen Fleischermeister haben.