Familienkraftwerk
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Lars-Arvid Brischke
elternhaus, thermodynamisch
die zustandsgleichung der familie
ist nicht einfach herzuleiten. vater
schnitzt an einem streichholz, mutter!
mutter destilliert benzin. mein kurzes klingeln
hat gereicht: späne fliegen & es brodelt
mir entgegen: mutter öffnet
die ventile, vater!
vater steckt das messer ein. plötzlich
denke ich an clausius
rankine, van der waals, carnot, vater
reibt am kondensator, mutter!
mutter presst die wärmetauscher.
grundverschiedne formelzeichen
stehn für wärme, kraft & licht. langsam
wird es zeit die speise–
wasserpumpe einzuschalten: ich
beweg mich isobar nach oben
auf der dampfdruckkurve, mutter
fuchtelt mit kanistern, vater!
vater zückt die bohrmaschine.
um die effizienz zu steigern
wähl ich zwischenüberhitzung. vater
nagt am streichholzschaschlyk, mutter!
mutter schluckt benzinlikör.
noch ist alles reversibel
im realen kreisprozess: isotherme polstermöbel
laden uns zum sitzen ein. mutter
will mich in ihr auto
zerren, vater!
vater bietet mir zigarren. nur
ein kurzer blick zur wasseruhr
genügt. dann zapf ich
bier aus der turbine, mutter!
mutter tankt jetzt vater, vater
raucht dann mutter. beide
sprechen von entspannung aller
eingebauten
manometer.
[Manuskripte 156, S. 84]