Fahrspaß
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Wo dieses Wort in Zusammenhang mit Autos auftaucht, ob in Anzeigen oder Testberichten (was oft genug mehr oder weniger dasselbe ist), steht dahinter eigentlich immer eine Aussage wie 'die Kiste zieht ab wie Sau', 'man kann damit 230 km/h fahren und hört immer noch die hinterste Geige in Beethovens Violinkonzert' oder 'aus dem Stand in 6 Sekunden auf 100, da kann man andere Verkehrsteilnehmer richtig alt aussehen lassen'. Deutschland ist eines der letzten, vielleicht sogar das letzte Land auf diesem Planeten, in dem um solche Dinge noch ein derartiger Bohei gemacht wird, weil es hierzulande Autobahnabschnitte gibt, auf denen keinerlei Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Daher liegen auch weltweit bei fast Autobauern stark beanspruchte Teile in zwei Versionen vor: Deutschland und der Rest der Welt, wo die Gesetzgeber meist bei Tempo 120-140 den Schlusstrich gezogen haben. Dass wir hierzulande Test- und Bretterstrecke Nr. 1 sind, hängt natürlich mit der Tatsache zusammen, dass, man kann es nicht mehr hören & schreiben, 'jeder siebte Arbeitsplatz von der Autobranche lebt'. Und darum werden Deutschlands Autobahnen wohl noch lange das weltweite Mekka aller mentalen Golf- und Porschefahrer bleiben. Und so lange das so ist, sollen Frau Merkel und Herr Gabriel den Mund vielleicht etwas weniger voll nehmen, wenn es um Dinge wie Klimaschutz geht. Lebten wir in Klimazonen wie die Menschen in China oder den Südstaaten der USA, wo im Sommer an ein Leben ohne Klimaanlagen kaum zu denken ist, Musterknabe Deutschland wäre vermutlich zum weltweit größten Hersteller von Raumkühlungssystemen aufgestiegen und würde schon aus diesem Grund eine Festschreibung des Kohlendioxidausstoßes auf einem niedrigen Niveau freundlich-demokratisch, aber mit allen zu Gebote stehenden Mitteln ablehnen.
Nachbemerkung: Ein gemächlich dahinrollendes englisches Auto mit einer leistungsstarken Klimaanlage - das ist für mich eine Definition von Fahrspaß.