Eugenik
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Eugenik ist ein schönes Wort, steckt doch die griechische Silbe »eu« darin, was gemeinhin auf Gutes schließen lässt.
Dem ist nicht so, den Eugenik meint Zwangssterilisation und die Verhütung erbkranken Nachwuchses. Man sollte denken, die Bundesbürger hätten in der Schule gelernt, dass das ganz, ganz schlecht ist und dass man weder Juden noch Sinti und Roma, noch Behinderte ins Gas schicken darf. Mir zumindest wurde das eingetrichtert, es sei nämlich furchtbar böse! Ist ja auch einleuchtend, wenn es mir gelingt, mich mit den Opfern des Regimes zu identifizieren: es hätte ja mich selbst treffen können, nicht wahr? Offensichtlich ist es mit der Schulbildung in diesem Lande nicht weit her, und in Politikforen wird der Ruf nach Gas laut, wenn von HartzIV-Empfängern und der Unterschicht die Rede ist. Vielleicht gelingt vielen Leuten auch der gedankliche Sprung von Juden und Behinderten hin zu Arbeitslosen nicht? Welche Lektion haben wir gelernt nach sechzig Jahren Bearbeitung? Es ist nicht okay, Juden zu töten. Es ist nicht okay, Zigeuner zu töten. Es ist nicht okay, Leute mit einer Behinderung gegen ihren Willen zu sterilisieren. Der Aha-Effekt lässt auf sich warten: dass es - ganz allgemein - nicht okay ist, MENSCHEN zu misshandeln, das scheinen nicht alle begriffen zu haben. Und so tritt der ganze, alltägliche Neonazismus öffentlich zu Tage und niemand ist auch nur ansatzweise empört. Na toll. Kastrieren wir die Arbeitslosen und lernen dann irgendwann, dass es nicht okay ist, Leute ohne Job zu kastrieren. Doch bedenke: schon morgen kannst du auf der Straße stehen. Und dann isses Essig mit den Krediten fürs Häuschen!