Estrada
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Joseph Estrada war bis vor kurzem Präsident der Philippinen. Hier in Kürze seine Geschichte:
Die im Oktober aufgekommenen Korruptionsvorwürfe erinnerten ihn an die Filmrollen, mit denen er in den 50er Jahren berühmt geworden war, verbreitete Estrada trotzig Optimismus. Damals hatte er meist Verlierertypen gespielt, die Hindernisse überwanden, um am Ende als Helden zu triumphierten. Nicht so in seiner Präsidentenrolle: Am Samstag musste er nach seinem erzwungenen Rücktritt den Hinterausgang aus dem Präsidentenpalast nehmen, während das Volk vor dem Gebäude seinen Abgang bejubelte.
Umstritten war Estrada bereits vor seinem Amtsantritt gewesen. Er hatte sich während des Wahlkampfes stets als Vertreter der unteren Schichten inszeniert, der die Eliten herausforderte und über sie obsiegte. Als im Oktober Korruptionsvorwürfe gegen ihn laut wurden, wähnte er die Anschuldigungen von den verhassten Eliten geschürt, die ihn nie als Präsident akzeptiert hätten.
Geboren wurde er am 19. April 1937 als Joseph Ejercito in eine wohlhabende Familie in Manila. Als Jugendlicher brach er die Schule ab und wurde von seinen Eltern hinausgeworfen. Den Namen Estrada suchte er sich aus dem Telefonbuch heraus. Mit 24 Jahren wurde er Filmstar. Berühmt machte ihn die Darstellung eines Mannes auf der Flucht vor Recht und Gesetz, der für die Unterdrückten kämpfte.
1969 startete er seine Politik-Karierre und wurde zum Bürgermeister des Stadtteils San Juan von Manila gewählt. Dieses Amt bekleidete er 17 Jahre lang und wurde 1987 Senator. 1992 wurde er Vizepräsident. Als Präsident sah er sich von Anfang an gesellschaftlichen Widerständen ausgesetzt. Vor allem die mächtige katholische Kirche auf den Philippinen ließ kein gutes Haar an dem ehemaligen Schauspieler: Kritik zog er wegen seiner Frauengeschichten sowie einem Hang zu exzessivem Spielen und Trinken auf sich.
Im März vergangenen Jahres entließ Estrada seinen Stabschef, nachdem dieser hatte durchblicken lassen, dass politische Entscheidungen bei nächtlichen Trinkgelagen im Palast gefällt würden. Während des Amtsenthebungsverfahrens wurden auch Vorwürfe erhoben, Estrada habe Geld mit Insider-Geschäften verdient.
Estrada hatte immer wieder betont, zuversichtlich zu sein, dass er seine Amtszeit beenden werde. Er sei kein Heiliger und habe dies auch niemals behauptet, tröstete er seine Anhänger. Nach dem erzwungenen Abgang von der politischen Bühne traf sich Estrada erst einmal mit seiner Mutter. Ein Happy End blieb Estrada nach dem Scheitern in der größten Rolle seines Lebens jedoch verwehrt.