Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Dissoziation«
Suppenwürfel schrieb am 3.6. 2007 um 01:53:28 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Dissoziative Zustände. Gehen einher mit einem packenden, festen, auf einen einströmenden Unbehagen. Die Welt entgleitet Dir. Die eigenen Fähigkeiten. Du findest keine Worte mehr. Bringst sie nur noch stoßweise hervor, klaubst sie mühsam zusammen. Die Welt fällt Dir auf den Kopf und kommt gleichzeitig niemals bei Dir an. Sie scheint unheimlich weit, so weit, dass Du Angst hast, zu stürzen und von keinem Hindernis aufgehalten zu werden und gleichzeitig so eng, als könntest Du jederzeit an Ihrem Rand anstoßen wie am Rand einer Glaskuppel, und schon läge das Bild in Scherben vor Dir im Nichts. Vielleicht hast du das Gefühl, Dein Körper gehört nicht mehr zu Dir; vielleicht fühlst Du dich nicht mehr ganz darin. Tausend Gedanken auf einmal winden sich in einem Knäuel, blitzschnell und äußerst verwirrend, und gleichzeitig denkst Du, wie Du in Sirup schwimmen würdest - zäh, lansgam, klebrig, mit viel Kraftaufwand. Vielleicht weißt Du nicht mehr genau, wer Du bist.
Du musst sofort etwas unternehmen, Du musst Dich aus diesem Zustand lösen! Wenn Du es nicht tust, dann... nun, Du weißt eigentlich gar nicht so genau, was dann ist, aber in einem bist du Dir sicher: Es ist das Grauen, und genau kennenlernen willst Du es um keinen Preis.
Jetzt denkst Du also daran, was Du gelernt hast. Du gehst die Skills durch, so gut es eben geht. Doch jedes Mal ist es, als wolltest Du einen Berg aus Matsch besteigen - Du rutschst ab, ein paar klumpen des Matsches/der Realität bleiben an Dir kleben, aber erklimmen kannst du ihn/sie nicht! Deine Verzweiflung wächst mit jeder weiteren Sekunde, Du versucsht es wieder und wieder, die Kakophonie aus Eindrücken, Gedanken, Gefühlen, Szenen, bruchstückhaften Erinnerungen, Wortfetzen schreit in Dir, und jedes einzelne trifft Dich die eine schallende Ohrfeige.
Und dann gibst Du auf. Du hast einfach keine Kraft mehr. Niemand ist da, der Dir helfen könnte, genausowenig wie jemand, der Dich aufhalten könnte. Du kennst das Versteck nur allzu gut, den Ort, an dem Deine Klingen liegen - seit Monaten nicht mehr benutzt. Du tust es. Du wählst den Notausgang, ziehst die Handbremse. Schneidest Deine Haut auf. Zuerst noch zaghaft, ungewohnt, doch schnell kommt die alte Routine wieder zurück. Ein Schnitt folgt auf den nächsten, immer mehr, immer länger, immer tiefer. Du siehst nur noch rot, und die kleinen weißen Schmerzblitze reißen Dich zurück ins Hier und jetzt. Du bist wieder da, hältst die blutige Rasierklinge in der Hand und siehst, was du getan hast. Ein roter Knöchel. Ein roter Arm. Ein rotes Bein. Ein roter Bauch. Was auch immer Dir in diesem Moment zu passen schien. Du schluckst. Nach der langen Zeit! Du hast es nicht geschafft.
Davor habe ich Angst.
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