DerSagenumwobeneKelchderKotze174
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Auch bei Frauen sind pollutionsartige Vorgänge zu beobachten, allerdings viel seltener als beim Manne und meist als Folge langjähriger Onanie. Nach Adler ('Die mangelhafte Geschlechtsempfindung des Weibes', Berlin 1904; S. 130) kommen Pollutionen, d.h. Entleerungen des Sekretes der Scheidendrüsen und Gebärmutterschleimhaut, sowie der am Scheideneingange gelegenen Bartholinischen Drüsen niemals bei keuschen und reinen Jungfrauen vor, sondern nur bei solchen Frauen, die bereits den Genuß des geschlechtlichen Verkehrs kennen, aber zur Enthaltsamkeit gezwungen sind. Daher sind Pollutionen ein »Leiden junger Witwen« und erscheinen beim jungen Mädchen nur, wenn es durch Masturbation die Geschlechtslust kennengelernt hat. Eulenburg bemerkt ('Sexuale Neurasthenie' S. 174): »Unter lasziven Träumen spontan erfolgende, mehr oder weniger abundante Ergüsse des von den Drüsen gelieferten hellen, zähschleimigen Sekretes bilden eine hervorragende Erscheinung sexualer Neurasthenie beim Weibe und können mit den unter ähnlichen Umständen sich ereignenden krankhaften Pollutionen männlicher Neurastheniker wohl in Parallele gestellt werden; man hört aber weniger davon und sie sind auch (selbst den Ärzten) vielfach nicht genügend bekannt, werden daher, namentlich wenn sie bei physischer Virginität und anderweitig normaler Genitalbeschaffenheit vorkommen, meist nicht in gebührender Weise beachtet.«
Iwan Bloch: Das Sexualleben unserer Zeit, 7.–9. Auflage Berlin 1909 S. 489