Billard
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Dort waren wir noch nie: in meinem Möbellager.
Mein Büro befindet sich in einem Hochhaus, den Kellerraum habe ich für private Zwecke hinzu gemietet. Dort Möbelstücke, nicht zu gebrauchen, wegen Pietät/Sentimentalität/mangelnder Entschlusskraft immer noch aufbewahrt.
Und mitten im Raum - Queues kann man ohne anzustoßen bewegen - ein Billardtisch.
Tim, mein Nachbarsjunge, hat mich in meinem Büro aufgesucht: für eine Strafaktion.
Ein genau einstudiertes Ritual.
»Mach'n bisken doller.«
»Noch'n bisken!«
»Jetzt ist gut -- ja - ja!«
Der Billardtisch ist mit einer Plane bedeckt.
Die habe ich an der Kopfseite umgeklappt.
Der breite Rand aus schönem, glattem Mahagoni!
(»Warum ist die Hose noch nicht unten?! Leg dich da drüber!«)
Mein Keller hat einen Vorraum.
Ein Holzverschlag - zuerst muss ein Vorhängeschloss entriegelt werden. Eine klemmende Tür bewegt.
»Mein Herz hat da wie verrückt geklopft« wird Tim sich erinnern. »Du wolltest mir noch - mir war es ja schon gekommen! Dann wollte ich dir - ich hätte echt gern! aber warum warst du so in Eile!«
Ich weiß auch nicht warum.
Dann wieder nach oben.
Ich sitze dann an meinem Schreibtisch.
Es ist für heute eigentlich alles erledigt.
Ich schaue zu, wie Tim Papierflieger faltet und zum Fenster hinaus schickt.
Wir hätten doch Zeit gehabt! Es ist dann immer fast schmerzhaft.
Ich übergebe an Großholz, der heute Dienst hat.
Großholz: »wenn Sie mir noch ein 10 Minuten geben, kann auch ich für heute Schluss machen. Soll ich Sie, soll ich sie beide fahren?«
»Oh ja! Bitte!« ruft Tim. Schließt schon das Fenster.
Unser Luxus.
Unser Dienstfahrzeug.
Der Bentley.
Im Auto will ich Tim fragen, ab er Lust auf Billard hat.
Wir könnten vorerst unten im Keller üben.
Dann in einem Billard-Cafe weitermachen.
Großholz wird das »Carambolage« empfehlen.
Nebenbei bekennen, dass er selbst Spieler ist.
Auch Munz (mein anderer Angestellter) kann Billard.
Dieses Möbellager im Keller vergesse ich immer wieder. Übrigens habe ich den Raum gar nicht offiziell gemietet. Der Hausmeister hat ihn mir angeboten. Kriegt 100 Euro in bar jeden Monat.
Es sollte nur vorübergehend sein. Jetzt sind es schon Jahre.