Biertrinkerinnen

Er besingt zwei angetrunkene Twens, die er im Symphoniekonzert traf

Das Konzert war mal wieder nett.
(Gut: Außer dem Strawinsky!)
Der Dirigent ist herrlich fett
und schaut fast wie Klaus Kinski.

Dann in der Pause ins Foyer
für zwei, drei Zigaretten.
Der Schampus ist mir zu teuér
da rauch ich lieber Ketten.

Im Abendkleide stehen da
zwei halberwachs'ne Damen
sind mir zum Rüberreichen nah
in dem mondänen Rahmen.

Sie trinken Alt, und ohne Glas,
ganz fraulich, Seit' an Seite
dieweil ich im Programmheft las
holten sie schon das zweite.

Ich lese grade über Brahms,
die große, bärt'ge Seele;
doch da, vom Cocktailtischchen kam's:
Ein Rülps aus voller Kehle.

War es die lange? Die mit Brust?
Ich war es nicht gewärtig.
Doch als sie kichern voller Lust,
ahn' ich, die sind echt fertig.

Und nochmal! Merken die noch viel?
Ich wollte sie nicht fragen.
Da war schon manches Bier im Spiel,
so läßt sich Kunst ertragen...

Ich trinke auch gerne Bier, aber der Rahmen muß passen. In einer Kneipe lasse ich mir lieber ein Sektchen kommen. Aber in gepflegter Abendgaderobe in der Pause beim Sinfoniekonzert, wenn alle nur an ihren Gläschen nippen, spüre ich das unbändige Verlangen, einen halben Liter zu kippen.

Warum wir Frauen in den Kneipen so wenig Bier trinken dürfte doch eigentlich jedem klar werden, der nachts um zwei mal auf dem Klo war.

Sich mit offenen Hosenschlitz vor einen zugekotzten Becken zu stellen ist eine Sache, sich mit heruntergelassender Hose darüber zu hocken, eine ganz andere.