sterblich

Ich bin mir gerade eben meiner Sterblichkeit bewusst geworden. Okay, sterben müssen wir alle mal. Aber was heißt sterben wirklich? Es ist das Ende. Diese Tatsache kann ich akzeptieren, aber ich kann nicht akzeptieren, dass es schrecklich sein wird. Sterben. Das ist der letzte, unausweichliche Kampf gegen die Instinkte des Körpers. Der Instinkt sagt: »LEBE!!!« Jede Zelle hat diesen Instinkt. Jede Zelle will leben. Sterben vollzieht sich milliardenfach. Jedes Insekt schreit nach leben. Jedes Insekt stirbt. Und es stirbt qualvoll. Und jeder Mensch stirbt qualvoll. Ich bin entsetzt und wütend, dass Sterben qualvoll ist. Eine unbeschreibliche Qual. Bis zur letzten Sekunde krallt sich das Leben am Leben fest. Und schrecklich ist der Verlust. Der Verlust der Menschen, die ich verlieren werde durch den Tod. Und sie werden sich quälen. Ich selbst werde mich quälen. Angesichts dieser Qualen verblasst alles. Jeder Krieg, jedes böse Wort - nichts ist wichtiger als die Tatsache, dass wir alles verlieren und uns quälen. Ich will einen schönen Tod. Je älter ich werde, desto mehr nimmt mir das Leben alles weg. Ich besitze letztendlich nichts als meine Sterblichkeit. Meine Sterblichkeit und den Vorgeschmack auf Verluste und Qualen. Ich werde jetzt meine Jugend genießen müssen, bevor mir auch nur eine Sekunde davon verloren geht. Ich werde außerdem darüber nachdenken müssen, was ich will, bevor die Zeit und der Tod mir alles, alles nacheinander wegnehmen. Zeit für Eitelkeiten aller Art habe ich keine Zeit mehr. Ich brauche keine Angst mehr zu haben, weil ich sterblich bin. Ich bin besitzlos abgesehen von meiner Sterblichkeit. Sterblichkeit, Sterblichkeit...