>Info zum Stichwort sexsüchtig | >diskutieren | >Permalink 
Die Leiche schrieb am 3.4. 2008 um 18:49:08 Uhr über

sexsüchtig

Schrieb doch hier einer, er hätte sich bei seiner neuen Flamme gleich als sexsüchtig geoutet, die gemeint hätte, das wär ihr egal, solange er es ihr 2x täglich besorgen würde.

Als allererstes müssen wir uns vor Augen halten, daß es sich hierbei um die Wiedergabe eines Thekenwitzes handelt, dessen Bart schon wesentlich länger als drei Tage nicht geschoren wurde.

Aber selbst wenn es die mehr oder weniger freie Wiedergabe einer realen Beziehungskommunikation sein sollte, dann gibt es immer noch so einiges zu bedenken:

»Sexsucht« - das ist eine zwar nicht ganz so geläufige Selbststigmatisierung wie mein Lieblings-Unwort der Sexualsphäre: »versaut«, aber man liest es und hört es, und in diesem Sinne bedeuten sie dasselbe: eine stark erhöhte sexuelle Aktivität über das hinaus, was als »anständig« in einem unüberwundenen »Über-ich« immer noch Geltung beansprucht, ein untrügliches Zeichen für eine unvollständige sexuelle Emanzipation. Dabei ist es im Grunde genommen lachhaft, sich das Aktivitätsniveau jener nach eigener Aussage »total versauten sexsüchtigen« anzusehen - die Mehrzahl aller Schwulen beispielsweise würde über derartige Langeweiler allenfalls in ausgedehntes Gähnen verfallen - keineswegs aber Sorge um das Seelenheil des anderen (im irdischen Sinne des Wortes - wohlgemerkt).

Normal in einem wohlverstandenen Sinne kann eben auch ein sexuelles Aktivitätsniveau sein, daß weit jenseits dessen liegt, was sich selbst so manche routinierten Swingerclubbesucher vorstellen können - auch ohne daß ein Fall von wirklich pathologischer Sucht vorliegt mit ihrem spezifischen Merkmal des fortschreitenden Verlustes jeglicher Selbstkontrolle und der Unterordnung sämtlicher Lebensbelange unter das jeweilige Suchtmittel.

Anders ausgedrückt: es gibt - meiner Beobachtung nach nicht wenige - Menschen beiderlei Geschlechts, die Jahre, Jahrzehntelang einen Großteil ihrer Freizeit mit teilweise recht ausgefallenen sexuellen Aktivitäten verbringen, ohne deswegen in irgendeiner Weise die Kontrolle über sich zu verlieren, oder ihr ganzes Leben ihrer Sexualität unterzuordnen, wie es die vermeintlichen »Sex-Maniacs« aus den Kontaktanzeigen zu tun meinen. Obschon der Ausdruck höchst mißverständlich ist: man kann hochaktive Sexualität betreiben wie »ein anderes Hobby auch«: Fußballzugucken oder gar selbst spielen, Briefmarkensammeln, Zierfische züchten, fotographieren, wandern, Musik hören oder andere mit selbstgemachter Musik quälen - und dabei ein »ganz normaler Mensch sein wie Du und ich«.

Ich vermute, daß ein erheblicher Teil der vorgeblich sexsüchtigen sich lediglich in dieser hoffentlich vorrübergehenden Phase unvollständiger sexueller Emanzipation befindet, und mit seiner sich neu und anders entwickelnden Sexualität nach kürzerer oder längerer Zeit ins Reine kommt.

Natürlich gibt es auch in einem klinischen oder pathologischen Sinne Sexsüchtige, die insofern der Behandlung bedürfen, wie alle anderen Suchtkranken auch - aber ich meine, daß diese »Sexsucht« weitaus weniger verbreitet ist, als man annimmt.


   User-Bewertung: 0
Ganze Sätze machen das Assoziieren und Blasten interessanter!

Dein Name:
Deine Assoziationen zu »sexsüchtig«:
Hier nichts eingeben, sonst wird der Text nicht gespeichert:
Hier das stehen lassen, sonst wird der Text nicht gespeichert:
 Konfiguration | Web-Blaster | Statistik | »sexsüchtig« | Hilfe | Startseite 
0.0092 (0.0039, 0.0040) sek. –– 868405848