... ohne zu wissen, was! Das
Schluß-A-män! - und meine Seele kehrte wie der Geier zurück! Ich
erwachte, vor mir lag das Gesangbuch mit seinen schwarzen Lettern. Am Altar waren die Kerzen tief
herabgebrannt; mein Vater wischte sich den Schweiß von der roten Stirn, die Leute rutschten
feierlich und ergriffen und auf dem Chor begann die Orgel ein leises Smorzandospiel. - Dies ist die
intensivste Erinnerung aus meinen Kinderjahren: dieses Davonlaufen der Seele bei jeder
günstigen Gelegenheit; dieses Herumsuchen nach etwas Unbekanntem, nach etwas
Aufzustöberndem und dieses Nichts-nach-Hause-Bringen.
Später, als es Zeit war, in die Lateinschule einzutreten, kam ich in ein kleines
Provinzstädtchen. Zu Leuten, die mich ebenso streng vor allem, was man Welt nennt,
abschlossen, wie mein Vater, und die mir ebenso unermüdlich wie meine Eltern eintrichterten:
Zweck meines Daseins sei, Doktor der Theologie zu werden, und sonntags Leute in Seidenkleidern und
schwarzen Tuchröcken mit frappierendem geistlichen Inhalt zu füllen, plärrend und
pfauchend, wie mein Vater. Dieses Programm war mir vollkommen geläufig, ich hatte mich auch
vollständig mit ihm ausgesöhnt. Aber was meine Seele dazu sagen werde, jenes Wandertier,
welches auf eigene Faust auf Eroberungen ausging, und jeder Klausur, jedem Stubenarrest spottete,
das wußte ich natürlich nicht.
Ich heiße Fritz. Als die Lateinschule mit vierzehn Jahren absolviert war, mußte man
mich irgendwohin bringen, wo ein Gymnasium war. Dies tat mein Vater nur schweren Herzens. Denn das
nächste Gymnasium war die Residenz. Eine Residenz, in der damals Künste und aller
mögliche
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