Die Starrollen, die Verbrechen, Grausamkeit, Geschlechtliches und Perversität in der zeitgenössischen Literatur spielen, beunruhigen nicht wenige, vor allem ältere Menschen als Zersetzungs- und Verfallssymptome. Andere sehen in einer üppigen und rücksichtslosen Verwendung solcher Motive ein Kriterium der Modernität. Beide könnten mit Gewinn ein Buch des italienischen Kulturhistorikers Mario Praz lesen, das dem Kriminellen und dem Sexuellen in der romantischen Literatur gewidmet ist, der »schwarzen Romantik«. Es wird den Beunruhigten zeigen, wie dergleichen Themen schon einmal große literarische Mode waren, ohne daß die Welt aus den Fugen ging, und den Zustimmenden, daß diese Themen keineswegs so modern sind, wie man annimmt. Denn in diesem umfangreichen, ebenso gelehrten wie glänzend geschriebenen Buch wird uns eine Fülle von literarischen und künstlerischen Urkunden vorgelegt, darunter sehr viele kaum bekannte, die uns zeigen, welche Rollen Themen wie der Satanismus, der Sadismus, überhaupt das Grausame in der Liebe in der romantischen Literatur gespielt haben, wobei Praz den Begriff der Romantik keineswegs eng faßt, in der Literatur den Bogen von Tasso bis zu D'Annunzio spannt. einleitung zu: Mario Praz, »La carne, la morte e il diavolo nella letteratura romantica«, deutlich betont wird der inhaltliche akzent durch den zusatz »schwarze« zu romantik in der deutschen ausgabe. das buch war mir abhanden gekommen und ich hab es mir jetzt antiquarisch wieder besorgt. veröffentlicht wurde es in florenz 1930. dtv: 1970. ein bewundernswertes buch mit verwunderndem inhalt, dessen thematik in einer sprachlichen qualität gefaßt ist, die vielen gleichabseitigen beiträgen hier im blaster leider völlig abgeht. nix neues also wiederum, was ja auch beunruhigend beruhigend ist.
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