Vor einem halben Jahr machte ich meine erste eigene Sendung bei Radio Rheinwelle, einem nichtkommerziellem Lokalradio für die Region Wiesbaden, Mainz und Umgebung. Es war wie in der Fahrschule. Völlig naßgeschwitzt verließ ich nach zwei Stunden den Senderaum. Mittlerweile ist es schon (fast) Routine. Ich weiß nun, daß das Auffassungsvermögen der meisten Menschen tatsächlich stark limitiert ist. So erklärt sich aus, daß Joschka Fischer immer noch der beliebteste deutsche Politiker ist. Was auf gar keinen Fall geht, das sind Weihnachtslieder außerhalb der Saison. Auch geziemt es sich offensichtlich nicht, sich ein paar nette Gedsanken über den Verbleib der morschen Knochen von Petra Kelly und Gerd Bastian zu machen. Jedenfalls nicht im Rahmen einer Radiosendung.
Die Qualität der erbosten Anrufe sind jenen gleichzusetzten, mit denen die Redaktion der TITANIC in Sachen Fußball-WM bedacht wurde. Interessant, daß sich die Leute nicht mit ihrem Namen nennen, sondern gleich losbrüllen. Weise ich sie dann darauf hin, daß sie soeben mit jenem verbunden sind, über den sie sich gerade »beschweren«, werden sie ruckzuck kleinlaut. Ein sehr, sehr seltsames Völkchen, diese Deutschen.
Seit ich jedoch meine tägliche Frühstückssendung von 6:00 bis 9:00 mache, lassen meine Depressionen nach. Das ist unglaublich aber wahr.
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