ich erinnere irgendwann in der Oberstufe wohl erst die vier Stunden dauernden Deutschaufsätze so etwas wie geliebt zu haben. Ich nahm mir ein Leberwurstbutterbrot mit und eine kleine Thermoskanne Milchkaffee und zwei Apfelviertel, drapierte es neben mein Arbeitsheft, die Blätter Schmierpapier, den Bleistift, den Füllfederhalter, den Radiergummi, den Spitzer, mehr brauchte es nicht und erwartete das Thema. „Vor mehr als hundert Jahren waren viele Menschen skeptisch bei der Einführung der Eisenbahn ob der Mensch ein Tempo über dreissig Stundenkilometer aushalte oder ob das gesundheitliche Schädigungen in unbekanntem Ausmaß hervorrufen würde, heute sind viele menschen gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie. Vergleichen Sie beide Fälle unter Anwendung vergleichbarer Kritierien, erörtern Sie Für und Wider und bilden Sie eine eigene Meinung. Ist das überhaupt vergleichbar. Und sind diese Menschen von damals die gegen den Fortschritt der technik waren die gleichen menschen wie heute?“ Ich freute mich, einfach nur da sitzen zu dürfen, in der Gruppe und keiner mußte etwas Schlaues sagen, man wurde nicht ausgelacht für das was man sagte von der Klasse, nur der Lehrer bekam das Geäußerte zu sehen, und man hatte vor allem zeit zu überlegen, was man sagen, also schreiben konnte. ich liebte das. Ich liebte es wirklich. Gemeinsam in der Klasse. Bei Langeweile konnte man immer kurz andere beobachten beim Haareraufen.
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