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Nachrichten schrieb am 21.9. 2000 um 21:09:16 Uhr über

Olympia

»Explodiert wie noch nie«


Auf der Planche in Sydney haben die jungen Wilden des deutschen Fechtsports für eine Sensation gesorgt. Rita König holte Silber mit dem Florett, Wiradech »Willi« Kothny erkämpfte im Säbelfechten die Bronzemedaille und schrieb damit Olympia-Geschichte.

Sydney - Mit ihren Medaillenerfolgen leiteten die Tauberbischofsheimerin König, 23, und der Koblenzer Säbelfechter Kothny, 21, einen Generationenwechsel ein: »Es wurde Zeit, dass der Nachwuchs von sich reden machte«, sagte Teamchef Matthias Behr, »diese Medaillen waren für den deutschen Fechtsport lebensnotwendigNachdem Ralf Bissdorf am Mittwoch die Pleitenserie der Fechter mit seiner Silbermedaille beendet hatte, holten die Youngster nun die Medaillen Nummer zwei und drei für die deutschen Klingenspezialisten.
Die wie Zita Funkenhauser aus Sathmar in Siebenbürgen stammende Rita König trat damit aus dem Schatten der »Grand Dame« Sabine Bau, die sie im internen Tauberbischofsheimer Duell mit 15:11 besiegte. »Danach hatte ich das Gefühl, dass ich die Verantwortung für die deutsche Mannschaft übernehmen soll«, sagte Rita König. Gesagt, getan: König feierte ihren ersten Sieg überhaupt über die Ungarin Aida Mohamed und schlug auch die Barcelona-Olympiasiegerin Giovanna Trillini. Erst im Endkampf stoppte die italienische Weltmeisterin Valentina Vezzali mit 15:5 die angehende BWL-Studentin. Sabine Bau wurde Neunte, Monika Weber aus Bonn Zehnte.

Auch Kothny warf mit Eero Lehmann einen Teamkollegen aus dem Rennen. Dann schaltete er den Atlanta-Zweiten Sergej Scharikow (15:14) und den Russen Alexej Frossine (mit 15:12 nach 4:10-Rückstand) aus und machte damit seinem Namen - Wiradech bedeutet zu deutsch »der Willensstarke« - alle Ehre. Erst im Halbfinale wurde der Säbel-Europameister von 1999 vom Olympiasieger Mihai Covaliu (12:15) aus Rumänien gebremst, der sich später im Finale Gold vor dem Franzosen Mathieu Gourdain sicherte. Doch im Kampf um Bronze holte sich Kothny gegen den Ungarn Domonkos Ferjancsik (15:11) die Bronzemedaille.

Warum der Spaßmacher im Team »Mungo« gerufen wird, zeigte er beim Siegtreffer: Mit einem katzengleichen Angriffssprung holte »Willi« den letzten Punkt und schrieb damit Fecht-Geschichte - 1906 holte Gustav Casmir bei den olympischen Zwischenspielen in Athen die bisher einzigen deutschen Einzel-Olympiamedaillen im Säbel. Für Säbel-Bundestrainer Joachim Rieg war »Willis« Erfolg erst der Anfang: »Auf dieser Basis kann man aufbauen. Wenn wir so weitermachen, kann das Säbelfechten eine Bank werden, was die Medaillen angeht«, sagte der Eislinger.

Rita König nutzte den Generationswechsel im Frauenflorett zu einer verbalen Attacke gegen die Etablierten. »Der Sieg über Sabine Bau ist eine Genugtuung für mich, nachdem sie uns vor drei Jahren als Teenies abqualifiziert hat, die nichts bringen. Uns hat man abgehakt. Das macht man nichtSabine Bau, gehandicapt durch eine Knieverletzung, reagierte cool: »Für mich ist der Altersunterschied schon lange kein Thema mehr. Wenn sie den Generationskonflikt nach wie vor schürt, ist das Ritas Problem

Enttäuscht über das entgangene Gold war Rita König nur kurz. »Das hat zwei Sekunden gedauert. Dann habe ich gedacht: Sei nicht doof, du kannst dich doch nur darüber freuenAuch der von den Fans mit »Willi, Willi«-Chören gefeierte Kothny strahlte vor Glück. »Ich bin von Kopf bis Fuß elektrisiert«, sagte der in Thailand geborene und von einem Bundeswehr-Major adoptierte Koblenzer. »Ich bin heute explodiert wie noch nie



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