Dieser Schmidt, als dieser Schmidt achtzehn war, und noch nie eine Freundin hatte, und ein schüchterner Bub, allerdings mit allerlei Nuttenphantasien, wurde Schmidt von seinen Eltern in die Nuttengasse nach Wiesbaden geschickt. Er sollte ein paar Männer aus der französischen Verschwisterungsdelegation dorthin begleiten, er sei dafür der richtige, die würden das alleine nicht finden. Also ging Schmidt mit denen da hin. Unvermittelt befand er sich in schummrigen engen Fluren mit dämmrigem Rotlicht wieder und einige Türen standen halboffen in die man einen Blick im Vorbeilaufen werfen konnte, immer hinter den Männern her. Die gingen da einfach nur durch und glotzten. Dann hockten die sich an die Bar und tranken ein kleines Pils das ungeheure sechs Mark kostete. Dann gingen die ins nächste Puff und tranken wieder ein kleines Pils, während so Mädels wie auf dem Playboycover angezogen bedienten. Und ins Dritte Puff. Wieder ein Bier. Schmidt trank nichts. Er musste ja die besoffenen Franzosen wieder nach Hause, nach Walluf, kutschieren. Die alte Nuttengasse, so hieß die kleine Schwalbacher Straße in Wiesbaden war eine enge kleine lange Gasse die mitten in der Stadt nahe dem Mauritiusbrnnen lag und die einen äußerst verruchten Ruf bei uns Kindern hatte, kaum einer traute sich auch nur einen Schritt hinein, geschweige denn hindurch. Heute ist sie renoviert und es sind kleine schicke teure Läden darinnen.
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