Von E. ein selbstgeknüttetes, unendlich langes schafwollenes Halstuch mit bildhafter Musterung. Mit der Deutung setzte ich mich in die Nesseln: Nicht Lilienthalsche Flugapparate und Möwen mit hochgestellten Flünken sollten es sein, sondern unerläuterte! Fischerboote und Reiter. Was in so einem achtzehnjährigen Ding vorgeht und es monatelang beschäftigt hält, werde ich vielleicht einstens begreifen!
L. ist, wie immer, mit drei Sacktüchern auf der sicheren Seite geblieben. TS hat sie eingestickt. So ists doch recht gewesen, daß ich dies kleine Bändchen »Lieder eines Schmetterlings« aufgespart habe. Das hatte sich beim Buchhöker Peltier für sie versteckt.
Für G. ein Dtzd. Bouteillen Rheinwein, sie wird ihn mögen, denn sie kennt ihn schon bis zur Neige und darf ihn, wie sie weiß, in meiner Gesellschaft öffnen. Auch bis zur Neige.
Das Blankotagebuch für E. möchte ein Fehler gewesen sein. Wenigstens hätte ich nichts von Zauberwort und schwankender Welt aufs Vorsatzblatt schreiben sollen. Und dann das Schloß in der Messingschließe zusperren. Und folglich Schlüsselübergabe. Ich bin zu alt, zu alt, zu alt.
Theodor Storm, Tagebuch (25.12.1886)
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