Der geplante Absturz der russischen Raumstation Mir könnte
auch Deutschland gefährden, räumen Experten ein. Die Gefahr
eines Trümmerregens sei allerdings nur gering.
Berlin - Der Absturz einzelner Trümmerteile der altersschwachen
Raumstation auf die Bundesrepublik sei »nicht völlig auszuschließen«,
erklärten Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) am Freitag in Berlin. Allerdings sei dies ein "äußerst
unwahrscheinlicher Fall", sagte der deutsche Esa-Astronaut Thomas
Reiter, der selbst ein halbes Jahr in einem internationalen Team auf
der Mir gearbeitet hat.
Die Mir soll Mitte März über dem
Südpazifik gezielt zum Absturz gebracht
werden. Die Raumstation soll nach
Berechnungen von Experten beim Eintritt
in die Atmosphäre größtenteils
verglühen, nur einzelne Bruchstücke
könnten auf der Erde aufschlagen.
Misstrauen gegenüber der russischen
Raumfahrttechnik hat allerdings bereits
in Japan die Angst vor einer Katastrophe
geschürt. In Medienberichten wurden
Szenarien eines möglichen Aufschlags
von Trümmerteilen in dicht besiedelten
Gebieten entworfen.
Auch in Deutschland sind die Boulevard-Medien alarmiert: "Stürzt die
Mir auf Deutschland?», fragte die «Bild"-Zeitung am Freitag. Das Blatt
zitierte ein »brisantes Dokument« aus dem Bundesinnenministerium,
worin für den Fall eines Absturzes der Mir auf der Nordhalbkugel vor
dem Aufprall einzelner Bruchstücke in Deutschland gewarnt werde.
Betroffen seien nach dem Schreiben alle Landesteile südlich von
Hannover.
Die Bundesregierung hatte bereits am Donnerstag versichert, sie
verfolge den kontrollierten Absturz der Mir »sorgfältig«. Man habe sich
seit Wochen auf den äußerst unwahrscheinlichen Fall des
Niedergangs von Trümmerteilen über Deutschland vorbereitet,
erklärte das Bundesinnenministerium. Ein Lagezentrum soll die Aktion
48 Stunden vor dem Absturz kontinuierlich überwachen. Das
Ministerium wies zudem auf die »langjährige Erfahrung« der russischen
Raumfahrtexperten mit derartigen Manövern hin.
Im Falle eines unkontrollierten Absturzes der Mir könne
»schlimmstenfalls« ein bis zu 700 Kilogramm schweres Andockmodul
mit einer Geschwindigkeit zwischen 200 und 400 Stundenkilometern
einschlagen, erklärte das DLR am Freitag. Das Manöver könne vor
allem dann aus der Kontrolle geraten, wenn beim Eintritt in die
Erdatmosphäre Probleme mit dem Steuerprogramm auftreten, sagte
Reiter. Bisher habe dieses Steuersystem jedoch noch nie versagt, so
der Astronaut.
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