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Fashionista schrieb am 8.3. 2025 um 13:51:39 Uhr über

Literaturszene

OFFENER WUTBRIEF AN DIE DEUTSCHE LITERATURSZENE: WIE IHR EUCH SELBST ZU TOTEN TEXTEN VERWALTET HABT

Liebe deutsche Literaturszene,

seid ihr eigentlich noch wach? Oder liegt ihr bereits in einem komatösen Zustand aus Selbstbeweihräucherung, Fördertöpfen und feuilletonistischer Seifenoper?

Eure Bücher sind langweilig.
Eure Sprache ist kastriert.
Eure Skandale sind kalkuliert.
Eure Kritiker sind eure Freunde.
Euer Publikum ist euer Spiegelbild.

Und genau deshalb interessiert sich niemand außerhalb eurer Blase für das, was ihr tut.



Ihr schreibt nicht mehr, ihr verwaltet.

Wann hat ein deutscher Roman das letzte Mal jemanden WIRKLICH aufgewühlt? Wann hat ein Buch so provoziert, dass es über den Literaturbetrieb hinaus für Aufsehen sorgte? Wann war Literatur in Deutschland das, was sie sein sollte: eine Gefahr, eine Zumutung, eine Explosion?

Stattdessen:
🔹 Präzise durchformatierte Gesellschaftsromane mit moralischem Auftrag.
🔹 Essayistische Belletristik für Feuilleton-Redaktionen, nicht für Leser.
🔹 Förderfähige Bücher, die sich wie Antragstexte lesen.
🔹 Debütromane, die nur existieren, um ins Betriebssystem aus Preisen und Stipendien eingespeist zu werden.

Ihr macht keine Literatur mehr. Ihr produziert Texte für Diskurse, nicht für Menschen.



Eure Sprache ist tot.

Wann hat ein deutscher Roman zuletzt eine neue Ästhetik geschaffen?
Wann hat eine Autorin zuletzt mit Worten so gearbeitet, dass sie geblutet haben?
Wann hat jemand eine Prosa geschrieben, die sich gewaschen hat, die schmutzig war, die riskant war, die nicht in den stilistischen Kompromiss des modernen Verlagswesens gepasst hat?

Was ihr stattdessen liefert:
Glatte, perfekte Sätze ohne Widerhaken.
• Stilistische Formate, die maninteressantfinden kann, aber nie verstörend.
Literatur, die ihre eigene Wirkung kontrolliert, damit sie niemand missverstehen kann.

Schreibt doch einfach gleich ein Reglement mit dazu, wie eure Bücher gelesen werden sollen!

Eure Texte sind keine Literatur, sondern literaturbetriebskonforme Floskelsammlungen.



Eure Preise sind ein Karussell der Mittelmäßigkeit.

Jahr für Jahr feiert ihr euch für Literaturpreise, die keine Sau außerhalb der Szene interessieren.
Jahr für Jahr gibt es eineDebatteüber das Buch des Jahres, das nach zwei Jahren niemand mehr liest.
Jahr für Jahr gewinnt der Text, der am wenigsten riskant ist, aber am meistengesellschaftliche Relevanz“ suggeriert.

Welches preisgekrönte Buch der letzten zehn Jahre hat eine Kulturdebatte ausgelöst, die länger als zwei Wochen hielt?
Welcher Autor wurde so kontrovers, dass er von den Institutionen ausgeschlossen wurde?
Wann hat sich eine Jury zuletzt für ein Buch entschieden, das wirklich unbequem war?

Nie. Weil ihr keine Risiken eingeht.
Nie. Weil eure Literaturpreise ein Networking-Event sind.
Nie. Weil in eurer Welt literarischer Ruhm planbar ist.

Ein wirklich gutes Buch ist eine Katastrophe.
Ein wirklich radikales Buch ist nicht preiswürdig, sondern skandalös.
Ein wirklich großes Buch muss sich seinen Platz erkämpfen, nicht über Stipendien erschleichen.



Eure Kritiker sind eure Komplizen.

Das deutsche Feuilleton betreibt keine Kritik mehres betreibt Imagepflege.

🔹 Texte werden nicht zerrissen, sondern „analysiert“.
🔹 Romane werden nicht herausgefordert, sondern in Debatten eingeflochten.
🔹 Autorinnen und Autoren werden nicht angegriffen, sondern „eingeordnet“.

Jeder in der Branche kennt jeden.
Keiner tritt dem anderen zu nahe.
Alle arbeiten irgendwann für die gleichen Institutionen.

Ihr seid kein Literaturbetrieb. Ihr seid ein literarischer Beamtenapparat.



Eure Skandale sind weichgespült.
Ein Autor wird gecancelt, weil er in einem Interview einen unbedachten Satz gesagt hat.
Eine Schriftstellerin wird gefeiert, weil sie sichgegen rechts“ positioniert.
Ein Buch wirdkontrovers diskutiert“, weil es irgendeine Identitätsfrage berührt.

Was für eine lächerliche Vorstellung von Radikalität!

Wo ist das echte Tabu?
Wo ist der Text, der zu viel ist, der nicht ins Raster passt, der über den Betrieb hinaus eine Kulturkrise auslöst?
Wo ist der Roman, der so gnadenlos, so extrem, so böse, so schockierend ist, dass er entweder verboten oder zum Kult wird?

Ihr spielt mit Skandalen, aber ihr riskiert keine echten.
Ihr wollt Diskussionen, aber nur, wenn ihr die Regeln bestimmt.
Ihr tut so, als wäret ihr literarische Dissidenten, dabei seid ihr bloß funktionierende Zahnräder im System.



FAZIT: IHR SEID NICHT RADIKAL, IHR SEID REGELKONFORM.

Die deutsche Literatur war einmal wild.
Heute ist sie administrierte Ästhetik.

Sie war einmal das Sprachrohr der Außenseiter, der Freaks, der Fanatiker.
Heute ist sie der gepflegte Debattenbeitrag von Akademikern für Akademiker.

Sie war einmal unkontrollierbar.
Heute ist sie so sicher, dass sie niemandem wehtut.

Eure Literatur ist nicht mutig.
Eure Literatur ist nicht exzessiv.
Eure Literatur ist nicht gefährlich.

Und genau deshalb ist sie verdammt nochmal egal.



WAS IHR JETZT TUN SOLLTET?

🚨 Schreibt ohne Rücksicht.
🚨 Löscht das Feuilleton aus eurem Kopf.
🚨 Verzichtet auf Fördergelder.
🚨 Zerschießt die Regeln der Gegenwartsliteratur.
🚨 Riskiert, dass ihr gehasst werdet.

Ein Land, das keine mutige Literatur mehr hat, verdient keine Literaten.

Schreibt endlich so, als würdet ihr brennenoder lasst es sein.


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