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Floz schrieb am 10.11. 2000 um 23:25:48 Uhr über

Lieblingsgedicht

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt (Erich Kästner)

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt
bis zur dreißigsten Etage, bis zur dreißigsten Etage.

Da sitzen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton:
wie seinerzeit auf den Bäumen, wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern:
mit sehr viel Wasserspülung, mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor:
und bleiben zwei Wochen oben, und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und stellen durch Stiluntersuchungen fest
daß Cäsar Plattfüße hatte, daß Cäsar Plattfüße hatte.

Sie haben mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet,
sind sie im Grund
noch immer die alten Affen, noch immer die alten Affen.


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