Ja, Lammsteaks sind etwas leckeres. Aber an eine andere Darreichungsform des Schaffleisches erinnere ich mich bis heute voller Schrecken: Ich war 1987 das erste Mal bei der Mutter meines Freundes zum Mittagessen eingeladen, fraglos ein Zeichen der beginnenden Anerkennung oder doch zumindest des Antastens. Es gab, ein Lieblingsgericht der alten Dame, Schnibbelbohnen mit Hammelfleisch. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß ich das ausgesprochen ekelhaft fand. Die halbschleimige Konsistenz des Gemüses, der talgige Schafbock, fürchterlich. Trotzdem würgte ich tapfer und im Bemühen, mir nichts anmerken zu lassen, die ganze Portion herunter, ich wollte vor ihr ja nicht als wählerischer Panz dastehen. Irgendwann hatte ich aufgegessen; ich war naßgeschwitzt, was man auch auf die sommerlichen Temperaturen hätte zurückführen können und erleichtert–stolz erschöpft, als hätte ich gerade einen Zahnarztbesuch auf dem Nanga Parbat hinter mich gebracht. Da steht sie auf, geht zum Herd und sagt: »So, jetzt machen wir den Topf auch leer...« Ich habe nicht geweint, aber etwas ist in diesem Moment in mir zerbrochen.
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