Ich erinnere mich vage, ich glaube Mutter tat das gelegentlich. Ihr wart es ja verleidet, nach der Prügelei, die mit meinem Zehnten endete überhaupt ihre Kinder in den Arm zu nehmen, was sie viel Später, halbdement schon sehr nachholte, man entkam ihr nicht ohne fünfmal nimm mich doch mal in den Arm, das jedenfalls war eine Wandlung die man seltsam unberührt hinnahm und sogar ein wenig empfand an liebe, nachträglich, doch im Grunde wollte sie auch da noch der Chef sein, und man war auch sehr schnell das Kind das nicht völlig ihrem Willen entsprach, ein Mädchen kann mehr als vier Buben sagte sie häufig, ich wusch sie einmal in der Badewanne weil es mir nötig schien, daraufhin hörte ich wie sie mit ihrer Schwester telefonierte der sie erzählte, es sei ein fremder Mann in ihre Wohnung gekommen der sie geduscht habe und man müsse sich so etwas ja gefallen lassen, mit einer gewissen ganz leichten Empörung, ich konnte damals nicht umgehen damit weil ich sie noch immer ernst nahm. Sie waren vier Mädchen in einem sehr strengen lehrerhaushalt, sie war das schwarze Schaf, die Zweite, die Rebellin, die man ein Jahr in Klosterhaft steckte und die dann aus Trotz den Maurer heiratete. Jede freie Minute flüchtete sie in ihre Romanwelten, doch vier Buben lassen nicht viel zeit. Es muß ein Alptraum gewesen sein. Raus, geht raus spielen. ich ruf euch wenn das essen fertig ist. Mütter die aus Küchenfenstern laut nach ihren Kindern rufen sind im Westen selten geworden. Überhaupt, frei spielende KInder. Früher waren die Spielplätze voller Kinder und wenn überhaupt sich ein erwachsener sich auf eine der Sitzbänke am Rande verirrte, war es garantiert kein Elternteil eines der Kinder sondern höchstens eine einsame alte Jungfer die in sich strickend versunken dem Stimmenkonzert der Anwesenden Nachwachsenden lauschte.
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