Heute habe ich mit großem Interesse den Katalog einer Liturgiebedarfshandlung durchgelesen. Allein die Namen der Geräte und Gewänder versetzen mich in einen Rausch von huysman'scher Schwüle: Ostensorium, Versehbursa, Sediliengarnitur und, che perfido, 'mitwachsende Ministrantenkleidung'. Allerdings erschreckt mich, vor allem bei den liturgischen Priestergewändern, die große Geschmacksferne der meisten. Entweder zeigt das Angebot im Katalog einen diffusen, irgendwann zwischen Neoromanik und Nachkrieg eingefrorenen Historizismus, oder wenn sie auf modern machen, sieht es aus wie aus dem Aquarellierkurs von Frau Müller-Schlöttner, Raum 212, Mindestteilnehmerzahl 8. In Rom war das anders, da war eine ganze Gasse voll mit Paramentenhandlungen, es gab Unterwäschegeschäfte für Nonnen, Bischofsstäbe in allen Größen: Da bleibt eine Menge der sexuellen Verdrängungsarbeit der Geistlichen, denke ich mal, die rennen nicht alle ihren Messdienern hinterher, für manchen, ja die meisten dieser Trockenhoden mag oder muss es genug sein, wenn sie zu bestimmten Hochfesten mal die grüne Kasel mit den hübschen Brokatapplikationen anziehen dürfen und sich in diesem Wichs vor der Gemeinde präsentieren. In Pasolinis Salò findet zum Schluss eine Art pervertierter Hochzeit statt und der Bischof hat sich zu diesem Zweck in Schale geworfen, inclusive Stierhörnern, er sieht aus wie der Prototyp aller Hohepriester. Es geht schließlich um das vertikale Element, ähnlich wie Eisenstäbe bei Beuys, Spannungsleitung zwischen Himmel und Erde. Und so etwas muss in kraftvollen, eindeutigen Farben geschehen, nicht mit so hingewischten Pastellschmierereien, das ist Blut des Herrn, Blau des Himmels, das Purpur Salomos und keine Abendstimmung an Kopfweiden am mittleren Niederrhein. Aber klar, die einzigen, die sowas heute noch zu sehen bekommen, sind alte Frauen, die nach Tosca riechen. Und danach riechen die meisten dieser Kaseln leider auch.
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