Kurzdarstellung häufiger Erkrankungen, die mit einem Ikterus einhergehen
Leberzirrhose
Bei der Leberzirrhose kommt es als Folge anderer Erkrankungen zum Untergang von
Leberzellen, die durch funktionsloses Bindegewebe ersetzt werden. Am häufigsten wird die
Erkrankung in Deutschland durch die chronische Virus-Hepatitis (Hepatitis B oder C) und
durch Alkoholismus verursacht. Neben vielen anderen Problemen, die diese Erkrankung nach
sich zieht, nimmt auch die Fähigkeit der Leber, Bilirubin zu verarbeiten, stark ab und es kann
zum Ikterus kommen. Eine Leberzirrhose ist nicht rückgängig zu machen, sondern allenfalls zu
stoppen. Dazu muß alles unterlassen werden, was die Leber schädigen kann (Alkohol,
Medikamente, Arbeitsstoffe).
Gallensteine
Wenngleich die Mehrzahl der Träger von Gallensteinen keinerlei Beschwerden haben, kann
ein Gallenstein gelegentlich den Gallengang oder die gemeinsame Mündungsstelle von
Gallengang und Bauchspeicheldrüse in den Darm verstopfen und einen Rückstau der Galle
verursachen. Die Folge ist (zumeist neben starken Koliken) u. a. ein Bilirubinanstieg im Blut,
der zum Ikterus führt. Im Rahmen einer Magen-Zwölffingerdarm-Spiegelung mit Untersuchung
des Gallengangs (sog. ERCP oder ERC) kann der Stein in den meisten Fällen entfernt
werden. Nach Abklingen der akuten Beschwerden ist eine operative Entfernung der
Gallenblase angezeigt, um eine Wiederholung zu verhindern.
Virus-Hepatitis
Hepatitis-Viren können zu einer akuten oder chronischen Schädigung der Leber führen, die zu
einem Ikterus führen kann. Hepatitis A und E werden durch kontaminierte Lebensmittel von
Mensch zu Mensch übertragen (v. a. in ärmeren Ländern). Hepatitis B, C und D können nur
durch Blutübertragung oder ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem Infizierten übertragen
werden. Neben Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Gliederschmerzen u. ä. kommt es häufig
zu einem Ikterus. Die Therapie und Prognose einer Hepatitis hängt vom Erreger ab. Die B-
und C-Hepatitis können einen chronischen Verlauf nehmen, die zur Leberzirrhose führen kann.
Auch andere Erreger können zu Krankheitsbildern führen, die u. a. mit einem Ikterus
einhergehen, so z. B. das Epstein-Barr-Virus (Erreger der Mononukleose = Pfeiffer’sches
Drüsenfieber); in den Tropen z. B. auch die Erreger von Gelbfieber, Leptospirose oder
Malaria.
durch Medikamente verursachter Ikterus
Eine Vielzahl von Medikamenten können zum Ikterus führen. Je nach Mechanismus kann
diese unerwünschte Wirkung harmlos oder sehr gefährlich sein. In jedem Fall sollte das
Medikament (nach Absprache mit dem Arzt und ggf. Verwendung eines Ersatzmedikaments!)
abgesetzt werden. Beispiele sind: Antibiotika (Sulfonamide, Tetrazyklin, Erythromycin),
Schmerzmittel (Paracetamol, Phenylbutazon), orale Verhütungsmittel (die „Pille“), Mittel gegen
Epilepsie (Valproat), Methotrexat u. a.
Ikterus in der Schwangerschaft
Neben allen Ursachen, die auch außerhalb der Schwangerschaft zu einem Ikterus führen
können, gibt es einige Ursachen, die nur bei der Schwangeren auftreten. Am häufigsten ist der
sog. „idiopathische Schwangerschaftsikterus“, dessen genaue Ursache nicht bekannt ist, der
aber in aller Regel harmlos ist. Außerst selten kommen in der Schwangerschaft oder unter der
Geburt Leberschädigungen vor, die lebensgefährlich sein können. Ein Zeichen ist auch hier der
Ikterus.
Neugeborenenikterus
Das Blut des Fötus (das ein etwas anderes Hämoglobin besitzt) wird innerhalb der ersten
Tage nach der Geburt vollständig durch neues Blut ersetzt. Dadurch fällt innerhalb kurzer Zeit
besonders viel Bilirubin an. Gleichzeitig ist die Leistungsfähigkeit der Leber noch nicht optimal.
Dies führt bei manchen Neugeborenen zum Ikterus. Ein leichter Anstieg des Bilirubins ist
harmlos. Bei sehr hohen Konzentrationen lagert sich Bilirubin jedoch im Gehirn das
Neugeborenen ab. Dies kann zu schweren, bleibenden Gehirnschäden führen. Ab einer
bestimmten Konzentration wird die Haut mit blauem Licht bestrahlt (die Lichtenergie spaltet
das Bilirubin in besser lösliche Moleküle). Im Extremfall muß das Blut des Neugeborenen
ausgetauscht werden.
Bei bestimmten Konstellationen der Blutgruppen (Rhesus-Faktoren) von Mutter und Kind
kann es zu einem Ikterus des Fötus bereits im Mutterleib kommen, der schwere Schäden am
Kind verursachen oder tödlich verlaufen kann. Dieser Gefahr wird in Deutschland durch die
routinemäßige Gabe eines spezifischen Antikörpers (Rhesogam®) bei gefährdeten Frauen
vorgebeugt.
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